SPD-Landtagsfraktion – Christina Schäfer
1949 ging in Wiesbaden aus der Landsmannschaft Schlesien eine Trachtengruppe hervor. Sie zählte 44 schlesische Mitglieder. Sie machten sich zur Aufgabe, schlesisches Volksgut in Tracht, Volkstanz, Mundart, Dichtung und Brauchtum zu bewahren, zu pflegen und in der Öffentlichkeit darzustellen. In ihren Trachten traten sie auf bei Volksfesten in der Stadt, vor Seniorinnen und Senioren, aber auch, aber auch auf den Hessentagen gehörten sie viele Jahrzehnte zum Programm. Entweder auf der Bühne oder auch als Teil des Festumzugs. Sie waren auch auf dem Hessentag 1970 in Wiesbaden vertreten. Die heutigen Vorsitzenden des Vereins erinnern sich nur noch vage daran. Gudrun Heinrichs war damals zwölf Jahre alt: „Ich kann mich erinnern, dass es geregnet hat, und meine Schwägerin war bei den roten Herolden mitgelaufen. Der Regen hatte die Kostüme durchnässt, und die rote Farbe hatte ihre Haut gefärbt.“ Peter Allert war damals 17. „Natürlich bin ich zum Fest hingegangen, das war schon etwas Besonderes“, sagt er. Heinrichs und Allert kamen als Jugendliche über Freunde zum schlesischen Trachtenverein. Allerts Eltern stammten aus Schlesien. Die Eltern von Heinrichs waren auch Vertriebene, stammten aber aus dem Egerland. „Ich denke, durch meine Eltern hatte ich schon immer einen besonderen Bezug zum Trachtenverein. Das hat mich in meinem Engagement bestärkt.“ Allert und Heinrichs gestalten bereits seit vielen Jahrzehnten aktiv das Vereinsleben, bis heute. Heute sind die rund dreißig Mitglieder eine gemischte Gruppe und auch die Tänze und Lieder sind nicht mehr nur aus Schlesien: „Unser Repertoire hat sich über die Jahre erweitert. Wir treffen uns aktuell alle zwei Wochen mit sechs bis acht Paaren und tanzen zum Beispiel Kirmes Polka, Schönborner, Eccosais oder den Schustertanz“, sagt Heinrichs, die Tanzleiterin der Gruppe ist. „Früher habe ich auch Kindergruppen geleitet. Doch leider haben wir kaum noch Kinder bei uns, sie sind alle groß geworden, haben selbst Kinder und kaum noch Zeit für den Verein.“
„Da wächst man zusammen“
Sie habe es immer sehr genossen, mit den Kindertanzgruppen in Tracht Seniorenheime zu besuchen: „Es hat die Menschen an die Heimat erinnert. Sie waren sehr glücklich, wenn sie uns sehen durften, da sind schon mal Tränen geflossen.“ Die Gruppe hat viel gemeinsam erlebt: „Wir sind für Auftritte verreist, waren in Schottland, Ungarn oder Berlin. Auch den Hessentag haben wir als verbindend empfunden. Die Menschen waren uns immer sehr wohlgesonnen. Man hat Bekanntschaften geschlossen und manche Freundinnen und Freunde gewonnen“, sagt Allert und Heinrichs fügt hinzu: „Wir haben gemeinsame Ausflüge mit dem Rad gemacht und Feste gefeiert. Wir haben zusammen schlesischen Mohnkuchen gebacken und gegessen – oder auch schlesisches Häckerle. Da wächst man zusammen. Auch unsere Kinder denken gerne daran und wollen die Zeit nicht missen.“ Am Hessentag nimmt die Gruppe schon seit einigen Jahren nicht mehr teil. Allert erklärt: „Das Fest ist sehr groß und kommerziell geworden. Früher hat man da noch Bekannte getroffen, da war es familiärer.“