SPD-Landtagsfraktion – Franziska Pautsch
Wir leben in einer männlich dominierten Welt. Bis heute sind Frauen nach wie vor von struktureller Diskriminierung betroffen. Nicht wenige Menschen in Deutschland sind der Meinung, Frauen in Deutschland seien bereits gleichberechtigt – immerhin hatten wir ja auch 16 Jahre lang eine Bundeskanzlerin. Das müsse schon was heißen. Oder etwa nicht? Tatsächlich handelt es sich bei dieser Aussage nicht um mehr als ein Gefühl. Statistische Indikatoren widerlegen diese Auffassung eindeutig. Jedes Jahr werden Kennzahlen veröffentlicht, die die sexistischen Strukturen unserer Gesellschaft offenbaren. Die Indikatoren dafür sind sogenannte Gender Gaps. So wird beispielsweise die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen durch die Gender Pay Gap, also der auf Geschlecht basierenden Lohnlücke, gemessen. Doch die Gender Pay Gap ist bei Weitem nicht die einzige Lücke, die die Differenz zwischen Männern und Frauen markiert:
Pay Gap
Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen lag in Deutschland im Jahr 2022 bei durchschnittlich 18 %. In Hessen betrug die Lücke sogar 21 %. Die Lücke der Gehälter zwischen Männern und Frauen zieht sich durch alle Branchen. Auffallend stark betroffen sind Bereiche, wie die Kunst, Unterhaltung und Wissenschaft. Darauf folgen das Gesundheits- und Sozialwesen und die Banken- und Versicherungsbranche. Im EU-Vergleich steht Deutschland schlecht da. Während Luxemburg mit einer Lücke von knapp 1 % glänzen kann, belegt Deutschland mit 18 % den 25. Platz. So lag die EU-weite Gender Pay Gap 2020 bei 13 %. Die Gender Gaps – Pay, Pension und Care hängen kausal zusammen – bedingen einander oder verstärken sich.
Pension Gap
Die Gender Pension Gap beschreibt das Missverhältnis der durchschnittlichen persönlichen Alterssicherungseinkommen von Frauen und Männern. 2019 beziehen Frauen in Deutschland ein um 49 % geringeres Alterssicherungseinkommen als Männer.
Care Gap
Die Hauptlast der unbezahlten Sorgearbeit liegt auf den Schultern der Frauen. Sie pflegen, putzen, kochen und engagieren sich pro Tag im Durchschnitt 52,4 % mehr als Männer. Bei der Betreuung von Kindern und älteren Personen liegt die Gender Care Gap sogar bei 108,3 %. Daraus resultieren wirtschaftliche Nachteile für Frauen. Sie arbeiten häufiger in Teilzeit, erhalten niedrigere Einkommen und niedrigere eigenständige Alterssicherungsansprüche. Gleichzeitig ist die Care Gap zu einem Teil in der ungleichen Entlohnung der Geschlechter begründet. Häufig entscheiden sich Paare dafür, dass derjenige, der weniger verdient, mehr Care-Arbeit übernimmt und weniger beruflich arbeitet. Das sind meistens die Frauen.
Data Gap
Die Gender Data Gap beschreibt die unterschiedliche Berücksichtigung von Daten der Geschlechter bis hin zum Fehlen von Daten von Frauen bei wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und medizinischen Datenerhebungen. Dies birgt erhebliche Nachteile und Gefahren für Frauen, zum Bespiel die Sicherheit in Auto- Cockpits.
Health Gap
Im medizinischen Bereich hat die Gender Health für Frauen enorme Folgen, denn der männliche Körper wird immer noch als Standard der Forschung angesehen. Herz-Kreislauf- Erkrankungen sind ein gutes Beispiel: inzwischen sterben Frauen häufiger als Männer an Herzkrankheiten. Für Frauenherzen sind Bluthochdruck, Rauchen oder Diabetes eine größere Gefahr als für Männer. Jedoch sind Diagnostik und Therapie auf Männer zugeschnitten. Die aufgeführten Nebenwirkungen von Medikamenten sind die von Männern, für Frauen werden sie nur bei neueren Medikamenten mit aufgeführt.