Parität beschreibt den Zustand, dass Parlamente sogeschlechtervielfältig zusammengesetzt sind, wie es die Bevölkerung ist: also etwa jeweils zur Hälfte Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Das ist nicht nur eine Frage der Qualität parlamentarischer Entscheidungen, sondern auch eine der Geschlechtergerechtigkeit, so Stefanie Elies von der Friedrich-Ebert-Stiftung. Das hessische Parlament ist von dieser Parität noch weit entfernt: Von den 137 Abgeordnetensind nur 51 weiblich, was einer Quote von 37 % entspricht. Parität wird in der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag dafür aber großgeschrieben, denn wir leben Parität: Von den 29 Abgeordneten der Fraktion sind 16 weiblich, worauf wir sehr stolz sind.
SPD-Landtagsfraktion – Milena Stuhlmann
Ulrike Alex
für Frauen mit Behinderung
Die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention ist in Hessen noch längst nicht erreicht. Die Benachteiligung von Menschen mit Behinderung betrifft Frauen und Männer. Frauen sind jedoch zusätzlich durch ihr Geschlecht benachteiligt: durch schlechtere Löhne und geringere Aufstiegsmöglichkeiten. Deshalb brauchen wir ein verbessertes Gleichberechtigungsgesetz. Für künftige Seniorinnen kann auf Landesebene ein gutes Gleichberechtigungsgesetz eine Verbesserung erwirken. Die ökonomische Lage von älteren Frauen ist heute deutlich schlechter als die der Männer. Das liegt an unterbrochenen Erwerbsbiografien durch Kindererziehung und Pflege von Angehörigen sowie an niedrigeren Löhnen und geringeren Aufstiegschancen. Seniorinnen brauchen Unterstützung, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, und gegen Einsamkeit.
Kerstin Geis
für mehr Frauen in Gremien
Das Land Hessen hat Beteiligungen an privatrechtlichen Unternehmen und Stiftungen und muss bei Personalentscheidungen für die Vorstände und Aufsichtsräte die Grundsätze des Hessischen Gleichberechtigungsgesetzes anwenden und sicherstellen, dass bei der Besetzung von Gremien zur Hälfte Frauen berücksichtigt werden. Als Mitglied des Haushaltsausschusses und des Unterausschusses für Finanzcontrolling und Verwaltungssteuerung habe ich in der Vergangenheit jedes Jahr aufs Neue nachgefragt, wie das die Hessische Landesregierung bei ihren Beteiligungen umsetzt und in ihren Beteiligungsberichten darüber die notwendige Transparenz herstellt. Fazit: gar nicht! Der Frauenanteil der entsandten Mitglieder in die Überwachungsgremien liegt aktuell bei 31,11 %. Seit diesem Jahr kann man im Bericht den Frauenanteil nachlesen, und ich mache mich weiterhin dafür stark, dass er sich in den Landesbeteiligungen weiter erhöht.
Nina Heidt-Sommer
für Frauen in der Bildung und mutige Kämpferinnen
Als Grundschullehrerin und Mitglied im geschäftsführenden Landesvorstand der GEW feiere ich gerade die Verbesserung der Bedingungen für Frauen: In Hessen werden Grundschullehrkräfte – zu einem ganz hohen Prozentsatz Frauen – endlich genauso besoldet wie alle anderen Lehrkräfte. Das ist ein riesiger politischer Erfolg, den Lehrkräfte und Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten solidarisch erkämpft haben. Als Mitglied im Petitionsausschuss sehe ich weltweit ganz viele Frauen, die ihr Leben für den Kampf für Menschenrechte und Beteiligung riskieren. Ich wünsche mir, dass der mutige Kampf dieser Frauen Erfolg hat.
Dr. Daniela Sommer
für Frauen in Forschung und Wissenschaft und für die Gesundheit von Frauen
Weltweit geht viel Forschungspotenzial verloren, da zu wenige Frauen in der Forschung arbeiten. Viele junge Frauen studieren, schaut man sich aber die Abschlüsse an, zeigt sich, dass bereits weniger Doktorandinnen, Postdocs und Professorinnen im Wissenschaftssystem verbleiben. Daher ist es wichtig, Frauen zu fördern und Gleichberechtigung sowie Chancengleichheit weiterhin zu fokussieren und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen! Das Fehlen weiblicher Daten kann besonders in der Medizin lebensgefährlich sein oder es hat Auswirkungen, die die Lebensqualität von Frauen stark beeinflussen. Fatal wird aber, wenn bei der Krankheitsdiagnose nicht zwischen typisch weiblichen und männlichen Symptomen unterschieden wird und Frauen nicht bekannt ist, auf welche Symptome, z. B. beim Herzinfarkt, sie bei sich achten müssen. Frauen werden in diesem System, das sich an Diagnoseverfahren orientiert, das größtenteils an männlichen Körpern entwickelt wurde, chronisch falsch verstanden, falsch behandelt und falsch diagnostiziert. Das muss sich dringend ändern!
Karin Hartmann
für Sportlerinnen
Als sportpolitische Sprecherin liegt mir die Gleichstellung im Leistungs- und Spitzensport sehr am Herzen. Sowohl Breiten- als auch Spitzensportlerinnen verdienen die gleiche gesellschaftliche Anerkennung, die gleichen Unterstützungsstrukturen und die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen. Die Unterrepräsentanz von Frauen auf Funktionärsebene und in den Medien muss ein Ende haben. Sport darf keinen Platz für Sexismus und Stereotype bieten.
Tanja Hartdegen
für Frauen von Inhaftierten und Frauen in Justizvollzugsanstalten
Wir brauchen Beratungs- und Unterstützungsangebote für die Familien von Inhaftierten. Da die überwiegende Zahl der Inhaftierten männlich ist, bleiben meist die Frauen zurück, die mit den sich aus der Inhaftierung ergebenden Problemen der Familien allein gelassen werden. Für die Mitarbeiterinnen in den Justizvollzugsanstalten müssen wir bessere Möglichkeiten schaffen, um Familie und Beruf vereinbaren zu können.
Esther Kalveram
für Steuerzahlerinnen und eine frauenfreundliche Finanzpolitik
Sowohl unsere Steuergesetzgebung als auch die Finanzpolitik benachteiligen häufig Frauen. Das sollte man konsequent ändern. Öffentliche Haushalte sind Ausdruck von Verteilungsverhältnissen und politischen Prioritätensetzungen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Männer mehr als Frauen von Zuschüssen, Zuwendungen, direkten Investitionen, Steuererleichterungen oder Finanzhilfen profitieren. Wir brauchen mehr Bewusstsein, dass sich gerade durch eine gerechte Finanz- und Steuerpolitik mehr Gleichstellung verwirklichen lässt.
Elke Barth
für Frauen in Vorständen
Als Mitglied im Wirtschaftsausschuss bin ich bei Branchenterminen nicht selten die einzige Frau. Auch wenn die Frauenanteile in Vorständen langsam steigen, sind wir von einer echten Parität noch weit entfernt. Hier brauchen wir einen Turbo! Nur mit mehr Frauen in Entscheidungspositionen werden auch die Belange von Frauen in der Wirtschaft besser berücksichtigt. Wirtschaft muss weiblicher und diverser werden, mit neuen Denkweisen und einer veränderten Führungskultur in unserem Land.
Angelika Löber
für mehr Mut für Frauen
Nach über 30 Jahren politischer Aktivitäten im Ehrenamt und nun seit fast zehn Jahren hauptberuflich habe ich oft Frauen angesprochen, sich für eine politische Aufgabe, politische Funktion zu bewerben. Sehr oft habe ich erleben müssen, dass Frauen sich selber „im Wege“ stehen und sich eine Führungsaufgabe nicht zutrauen – trotz hoher Qualifikation. Frauen haben Bedenken, dass sie der Aufgabe nicht gewachsen sind oder sie nicht mit den privaten Anforderungen verbinden können. Aber Frauen können Führung! Frauen, schafft euch die Unterstützung, damit ihr Beruf oder Ehrenamt mit euren privaten Wünschen verbinden könnt. Seid mutig. Ihr schafft das.
Karina Fissmann
für Mütter im ländlichen Raum
Eine gute und verlässliche Kinderbetreuung ist für Familien im ländlichen Raum wichtig, denn die meisten Mütter und Väter haben lange Wegstrecken zur Arbeit. Kommunen und Eltern dürfen dabei nicht alleine gelassen werden. Das Land muss mehr in gute Bildung von Kitas und Schulen investieren sowie die Ausbildung von Erzieher:innen und Lehrer:innen fördern. Dies ist ein wesentlicher Baustein, um die Gleichberechtigung von Müttern und Vätern im ländlichen Raum herzustellen.
Heike Hofmann
für mehr Frauen in Männerberufen
Zahlreiche Berufe im Bereich der inneren Sicherheit und im Sport gelten noch immer als „Männerberufe“. Dies muss sich ändern. Insbesondere im Bereich der Polizei braucht es stärkere Frauenförderung. Im Sport, vor allem im Spitzensport, verdienen Frauen meist deutlich weniger als Männer – trotz gleicher Höchstleistungen. Für mich gilt auch hier: Gleiche Bezahlung für gleiche Leistung!
Lisa Gnadl
für berufstätige Mütter
Manchmal habe ich das Gefühl, ich befinde mich in der Rushhour meines Lebens. Als berufstätige Mutter dreier Kinder ist es auch für mich eine tägliche Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren. Dabei bin ich mit einem Mann, mit dem ich die Care- und Sorgearbeit teilen kann, in einer privilegierten Position. Ganz anders sieht das bei Alleinerziehenden aus. Wenn wir Gleichberechtigung nicht nur auf dem Papier, sondern im täglichen Leben erreichen wollen, müssen wir für bessere und flächendeckende Kinderbetreuung und für echte Ganztagsgrundschulen sorgen! Als sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion setze ich mich für gute frühkindliche Bildung ein, damit uns die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelingt und alle Kinder von Anfang an die gleichen Chancen haben, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft und sozialem Status.
Regine Müller
für Frauen in der Politik
Frauen sollten leichter die Möglichkeit haben, politisch tätig zu werden und mitzugestalten. Wir brauchen eine feste Frauenquote in politischen Gremien, familienfreundliche Sitzungstermine und mehr Möglichkeiten, online an Sitzungen teilzunehmen. Geradealleinerziehende Frauen sind oft mit Familie und Beruf übermäßig belastet und haben nur schwer die Möglichkeit, sich zusätzlich zu engagieren.
Sabine Waschke
für Mädchen und Frauen in Europa
Mit seinen 27 Mitgliedsstaaten und den vielfältigen Menschen in der EU sind die Rechte der Frauen in den Ländern teilweise sehr unterschiedlich. Zuallererst müssen wir dafür Sorge tragen, dass allen Mädchen in diesen Mitgliedsstaaten ein Zugang zu guter Bildung ermöglicht wird. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Mädchen und Frauen die Chance erhalten, das Beste aus ihrem Leben zumachen.
Nadine Gersberg
für den Schutz und die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen
Im Zentrum meiner Arbeit als frauenpolitische Sprecherin und Sprecherin für Kinderschutz und Flüchtlingspolitik steht der Schutzvor häuslicher und sexualisierter Gewalt. Dafür brauchen wir nicht nur mehr Schutzräume, Frauenhäuser und Beratungsstellen, sondern auch viel mehr Investitionen in die Prävention. Gewalt soll gar nicht erst entstehen. Wichtig ist mir auch, Tabus aufzubrechen. Es gibt so viele Themen, die Frauen und Mädchen betreffen und die nicht angesprochen werden. Dazu zählen die Forschungslücken in der Frauengesundheit rundum Menstruationsbeschwerden,Wechseljahresbeschwerden,Kinderwunschbehandlungenund die Versorgung nach Fehlgeburten. Auch die Versorgung mit Möglichkeiten, einen Schwangerschaftsabbruchvornehmen zu lassen, ist in Hessen lückenhaft. Wir müssen für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen kämpfen.
Gisela Stang
für echte Gleichberechtigung
Männer und Frauen sind gleichberechtigt– so steht es im Grundgesetz. Anspruch und Wirklichkeit gehen in Hessen, in Deutschland immer noch weit auseinander. Ich setze mich dafür ein, dass Gleichberechtigung eine Selbstverständlichkeit ist.