Metzger oder Wurstdesigner
SPD-Landtagsfraktion – Cord Wilke

Der Vater von Knut damaliger Freundin war Metzger, und ihn bei der Arbeit zu sehen, weckte sein Interesse. Das Berufsbild des Metzgers war zwar kein besonders hochwertiges, doch das änderte sich in seinen Augen, als er eine Stelle bei dem sogenannten Prominentenmetzger vor Ort bekam. Dort wurden nicht nur Tiere geschlachtet und Wurst gemacht, es wurde veredelt. Der Metzger wurde zum Caterer, die Auslage zur Präsentation. John sagt, dass er immer äußerst zufrieden gewesen sei, wenn er sehen konnte, was er geschaffen hatte: „Geringe Entlohnung und viele Überstunden waren an der Tagesordnung. Aber ich konnte sehen, was ich abgeliefert habe.“ Heute hat das Handwerk des Metzgers ein Nachwuchsproblem. „Die junge Generation hat andere Ansprüche an die Arbeitswelt und das Arbeitsumfeld, auch die geringe Entlohnung der Auszubildenden ist sicher ein Grund, warum sich junge Menschen nicht mehr für das Handwerk entscheiden.“ Knut John sitzt nun als Vertreter des Handwerks im Hessischen Landtag.
Er sieht die Nachwuchsprobleme mit Sorge und als eine der größten Herausforderungen im Handwerk der heutigen Zeit. „Berufsbilder müssen modernisiert und Wege gefunden werden, um das Handwerk attraktiver zu machen“, sagt er. So wäre schon damals der Metzger zum Caterer geworden. Heute nennt sich gar manch einer „Wurstdesigner“. Handwerk müsse sich neu erfinden, „ein neuer Name macht allerdings noch keine neue Wurst“, sagt John. Helfen könnten spartenübergreifende Ausbildung oder Auszubildende, die als beste ihrer Jahrgänge an Schulen gehen, um junge Menschen für die Ausbildung im Handwerk zu begeistern, mehr Berufsorientierung für Schülerinnen und Schüler und Kooperationen mit Berufsschulen. „Das Handwerk muss in die Schulen, um Bindung herzustellen“, sagt John. Die hessische Aufstiegsprämie wolle die SPD zu einem kostenfreien Meisterprogramm weiterentwickeln, um das Handwerk auch in Zukunft zu stärken. „Akademische und berufliche Ausbildung müssen gleichwertig sein. Nicht nur die geringe Entlohnung, auch zu hohe Kosten, wenn man sich selbständig machen will, stehen oft einer Entscheidung junger Menschen für das Handwerk entgegen“, sagt John und will eine Lanze für das Handwerk brechen: „Handwerk ist Kunst aus der Region. Das Qualitätssiegel ‚Made in Germany‘ könnte wieder zum Markenzeichen werden, wenn wir es schaffen, junge Menschen für das Handwerk zu begeistern, schließlich hat Handwerk goldenen Boden.“
Knut John, Abgeordneter der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, war nicht immer Politiker. Als junger Mann absolvierte er eine Ausbildung zum Metzger.
Die Ahle Wurst verdient mehr Aufmerksamkeit
SPD-Landtagsfraktion – Christina Schäfer
Neben der Qualität in ihrem Handwerk legt die Unternehmerin viel Wert auf gutes Marketing. Das sieht man mit einem Blick auf ihre Website. „Ich finde, die Ahle Wurst braucht mehr Aufmerksamkeit. Sie ist ein sehr hochwertiges Produkt“, sagt Koch. Die Ahle Wurst ist eine nordhessische Spezialität, eine naturgereifte Mettwurst, die traditionell aus der Hausschlachtung kommt. Früher hatten die Familien meistens nur ein Schwein, das wurde im Winter geschlachtet und die Familie lebte ein Jahr lang von dem Fleisch. Aus dem schlachtwarmen Fleisch wurde die Wurst hergestellt, die dann bis zu zwölf Monate lang auf den Dachböden der traditionellen Fachwerkhäuser reifte. Die Ahle Wurst von Katharina Koch wird auch heute noch im eigenen Haus hergestellt. Dort wird sogar geschlachtet. Zweimal die Woche liefern ausgewählte Bauern aus Calden ihre Schweine an die Landmetzgerei. Bedingung ist, dass die Schweine auf Stroh gehalten und mit hauseignem Futter ernährt wurden. Sie müssen ein Jahr alt sein und mindestens 150 Kilo wiegen. Das Fleisch des Schweins wird nach der Schlachtung noch warm in Stücke geschnitten, gewolft und mit Salz, Pfeffer, in Rum eingelegtem Knoblauch und Muskat vermengt.
Anschließend wird die Masse in Naturdärme gefüllt. Die fertigen Würste kommen auf Holzstangen hängend nach oben, auf den Dachboden – den Wurstehimmel, genau wie damals. Mehr denn je sei es heute notwendig, im Metzgerhandwerk Produkte von besonderer Qualität zu produzieren. „Hohe Qualität ist in Deutschland Standard. Da muss man schon etwas Besonderes bieten. Für mich ist das unsere Ahle Wurst“, sagt Koch.