Ja zu moderner Arbeitswelt – Nein zur Entgrenzung von Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen

Bild: Angelika Aschenbach

In einer aktuellen Pressemitteilung spricht sich die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) dafür aus, die während der Krise zwangsläufige entstandene Flexibilisierung in der Arbeitswelt, wie zum Beispiel digitale Kommunikation, flexiblere Arbeitszeiten und gelockerte Arbeitsregelungen und das Arbeiten im Homeoffice über die Krise hinaus fortzuführen. Der arbeitsmarktpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Wolfgang Decker, warnte die Arbeitgeberverbände davor, die Krise dazu nutzen zu wollen, die schon lange von ihnen geforderten umfangreichen Flexibilisierungen dauerhaft auf dem Arbeitsmarkt einzuführen zu wollen.

Wolfgang Decker sagte dazu am Donnerstag: „Nachtigall, ick hör` Dir trapsen. Es ist zwar begrüßenswert, wenn die VhU die Ausweitung von Homeoffice und digitaler Kommunikation als ‚Modernisierungsschub‘ bezeichnet, den man über die Krise hinaus für die Arbeitsstruktur der Zukunft nutzen solle. Damit ist der Verband immerhin schon einen Schritt weiter. Aber dann kommt sogleich der übliche Pawlowsche Reflex: aber bitte keinen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice, weil dies angeblich der wirtschaftlichen Entwicklung schaden würde.“

Decker riet der VhU dazu, ihre Urängste abzustreifen, wie zum Beispiel das Vorurteil, dass das Arbeiten von zu Hause massenhaft zu Missbrauch und Müßiggang genutzt werde. Schließlich hab auch jede und jeder Beschäftigte ein großes Interesse daran, dass ihre oder seine Firma weiterhin gut laufe und der Arbeitsplatz erhalten bleibe.

Als gänzlich überflüssig bezeichnete der SPD-Abgeordnete den Hinweis der VhU, dass die Arbeitsorganisation in viele Fällen, wie zum Beispiel in der Produktion, Homeoffice nicht zulasse. „Inzwischen weiß fast jedes Kind, dass man Autos, Lokomotiven oder Maschinen zwar durchaus zu Hause planen und konstruieren kann, aber dass man sie immer noch in der Werkshalle bauen muss und nicht daheim im Wohnzimmer“, so Decker. Die SPD halte es für durchführbar, ein Recht auf Homeoffice so zu gestalten, dass die berechtigten Wünsche der Beschäftigten und das berechtigte Interesse der Arbeitgeber an funktionierenden Betriebsabläufen gleichermaßen gewahrt werden.

Eine klare Absage erteile die SPD-Landtagsfraktion der erneuten Forderung des Arbeitsgeberverbandes, die gesetzlichen Arbeitszeitregeln umfänglich zu verändern oder gar auszuhebeln. „Es ist richtig und zweckdienlich, dass der Gesetzgeber derzeit mit Erleichterungen bei den Regelungen dabei hilft, besser durch die Krise zu kommen. Und bei Andauern der Krise kann es auch notwendig werden, die Erleichterungen über den 31. Juli hinaus zu verlängern“, so Decker. „Was allerdings nicht zugelassen werden kann und darf, ist, dass die Corona-Krise dazu genutzt werden soll, die Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und Entlohnung nach der Pandemie dauerhaft zu entgrenzen beziehungsweise abzusenken“, so Decker.