
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Sprecherin für Ausbildungsfragen der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Lisa Gnadl, hat der schwarz-grünen Landesregierung vorgeworfen, die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der Landesverwaltung in unverantwortlicher Weise gekürzt zu haben. Gnadl sagte dazu am Donnerstag in Wiesbaden: Im Jahr 2011 sind noch 806 Auszubildende eingestellt worden, 2015 waren es nur noch 531 junge Menschen, die eine Ausbildung im Landesdienst beginnen konnten. Wer Unternehmen dazu bringen will, sich bei der Ausbildung zu engagieren, müsste mit gutem Beispiel vorangehen. Davon kann bei der derzeitigen schwarz-grünen Landesregierung keine Rede sein. Ich halte das für einen Skandal.
Die Zahlen stammten aus der Antwort der Landesregierung auf eine Große Anfrage der SPD-Landtagsfraktion (Drucksache 19/5037) zu Zielen, Kosten und Effizienz von Ausgaben für Ausbildungsförderung und Ausbildung im hessischen Landeshaushalt. Darin habe die Landesregierung die Zahl der eingestellten Auszubildenden für das Jahr 2011 mit 806 und für das Jahr 2015 mit nur noch 531 beziffert. Besonders deutlich sei der Rückgang beim Finanzministerium von 94 auf 13 Ausbildungsplätze. Aber auch das Wirtschaftsministerium, das sich für Ausbildungsfragen verantwortlich zeichne, stellte im Jahr 2015 nur noch 70 statt 102 Auszubildende im Jahr 2011 ein.
Der Rückgang um ein gutes Drittel sei nicht zu verantworten und könne nicht beschönigt werden. Der Fachkräftemangel ist in aller Munde, aber die Landesregierung drückt sich davor, diesem Fachkräftemangel vorzubeugen. Auch wenn sie die Fachkräfte nicht selbst bräuchte, könnte sie jungen Menschen eine Chance geben, damit diese in anderen Betrieben im Anschluss an die Ausbildung Arbeit finden, so Gnadl.
Theoretisch sei dies der Landesregierung anscheinend bewusst. Wörtlich stehe in der Antwort auf die Große Anfrage: dass auch die Ausbildungsabsolventen, die teilweise auf eigenen Wunsch nicht in den Landesdienst übernommen werden, durch ihre erfolgreich abgeschlossene berufsqualifizierende Ausbildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als ohne Ausbildung haben. Dieses Zitat klinge wie Ironie angesichts der tatsächlichen Zahlen, sei aber wohl ernst gemeint. Diese Tatsache sei umso bitterer für die jungen Menschen, die keinen Ausbildungsplatz fänden.
Wir werden nicht hinnehmen, wenn sich die Landesregierung mit dem Argument herausredet, es seien nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber vorhanden. Nach wie vor gibt es viele junge Menschen, die dringend einen Ausbildungsplatz suchen, aber von vielen Firmen nicht genommen werden. Manchen sind die Noten zu schlecht, obwohl Noten alleine nichts aussagen. Manche werden als nicht ausbildungsreif bezeichnet, bei manchen genügt schon der ausländisch klingende Name, um ihn oder sie nicht zum Vorstellungsgespräch einzuladen, sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Wir werden von der Landesregierung Rechenschaft verlangen für diese mangelhafte Bilanz in Sachen Ausbildung. Wer im Bündnis für Ausbildung erfolgreich sein will, kann sich solche Mängel nicht leisten. Wer selbst kein gutes Beispiel abgibt, ist nicht überzeugend. Alle Mitglieder der Landesregierung, die in Sonntagsreden so gerne von der Bedeutung von dualer Ausbildung reden, sollten zukünftig lieber schweigen, sagte Gnadl.