
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Siebel hat eine Internationale Bauausstellung (IBA) als einmalige Chance, Zukunftsfragen des Zusammenlebens in Rhein-Main und den angrenzenden Regionen zu diskutieren und Lösungsansätze zu finden bezeichnet. Wir brauchen eine Internationale Bauausstellung mit den Themenschwerpunkten Arbeit, Wohnen und Mobilität, um in Hessen die Anforderungen an die Infrastruktur der Zukunft erfüllen zu können. Für Rhein-Main ist augenscheinlich, dass etwas Neues geschaffen wird, beispielsweise im Bereich der Verkehrsinfrastruktur. Dabei hat sich im Vergleich zu früheren Internationalen Bauausstellungen etwas grundsätzlich verändert. Früher waren diese Ausstellungen oft auf bauliche Veränderungen bezogen, heute stehen nachhaltige Prozesse im Vordergrund. Bei der IBA können diese Herausforderungen mit exemplarischen Projekten für die Menschen begreifbar gemacht werden, sagte der SPD-Politiker bei der Vorstellung des IBA-Konzepts seiner Fraktion in Wiesbaden.
Mit der IBA Rhein-Main sollten Probleme bearbeitet werden, vor deren Bewältigung auch andere Regionen stünden. Die bei uns gefundenen Problemlösungen könnten anderen Regionen angeboten werden, die davon profitieren würden, sagte Siebel. Eine IBA sei ein Projekt, das eine Region langfristig verändere. Die Internationalen Bauausstellungen in anderen Regionen und Städten seien immer dann erfolgreich gewesen, wenn dort große Transformationsprozesse zu bewältigen gewesen seien. Eine IBA berge auch deshalb so viele Chancen in sich, weil sie in gewisser Weise ein Ausnahmezustand sei. Experimentieren sei ausdrücklich erwünscht. Dazu müssten auch tradierte Regeln für einen gewissen Zeitraum außer Kraft gesetzt werden können. Beispielhaftes könne erarbeitet werden und zur Entwicklung einer intelligenten Infrastruktur beitragen. Mit der IBA solle übergreifendes Handeln zu Nachhaltigkeit und Stabilität führen und damit auch Strukturen transformiert werden.
Die Region hat eine Geschichte der internationalen Verbindungen als Lebensraum, als Handelsraum, als Transitraum und als Raum des Austauschs von Wissen, Informationen und Gütern. Bis heute hat Rhein-Main diese Infrastruktur für internationale Verbindungen mit einem der größten Flughäfen, international angebundenen Wasserstraßen, Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken und einem bedeutenden Autobahn-Knotenpunkt.
Die Rhein-Main-Region sei in ihrer Arbeitsmarktstruktur vielfältig aufgestellt. Die Industriearbeitsplätze im Bereich der chemischen und der Automobilindustrie hätten hier ebenso ihren Platz wie global arbeitende Eliten am Finanzplatz und innerhalb der sich stetig entwickelnden Kultur- und Kreativwirtschaft.
In den nächsten Jahren werde der demographische Wandel weiter fortschreiten. Die ökonomische Weiterentwicklung der Region und der soziale Frieden hingen deshalb mehr denn je davon ab, wie den Herausforderungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen und Mobilität mit positiven Lösungen begegnet werde. Die Rhein-Main-Region bietet dafür beste Voraussetzungen, auch deshalb, weil sie ein unverwechselbares Spannungsfeld zwischen lokal und global darstellt. Rhein-Main und Polyzentralität gleichzeitig.
Siebel nannte die Gründe, weshalb er die Rhein-Main-Region als für eine Internationale Bauausstellung besonders prädestiniert halte:
Die Region sei einer der zentralen Verkehrsknotenpunkte Deutschlands,
In den großen Städten der Region und ihrem Umland spitze sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt wie in kaum einer anderen Metropolregion unserer Republik zu,
Frankfurt sei der zentrale Knotenpunkt für die Umsetzung digitaler Informationen,
Die Region sei von hoher Internationalität geprägt und lebe diese wie kaum eine andere Metropolregion in Europa,
In der Region finde sich ein hochqualifiziertes Netz stattlicher und privater Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen und
die hessischen Kommunen wiesen insgesamt einen Investitionsstau von etwa 11 Milliarden Euro auf, der mit einer IBA angegangen werden könne.
Eine IBA braucht einen Leitgedanken, präzisiert Michael Siebel. Die SPD- Fraktion im Hessischen Landtag schlage deshalb die Themen Arbeit, Wohnen, Mobilität und Anforderungen an die Infrastruktur der Zukunft vor.
Mit der heutigen Pressekonferenz präsentiere die Fraktion ihre Vorstellungen, die gemeinsam mit Fachleuten aus der Region erarbeitet worden seien. Ausdrücklich stellte Siebel heraus, dass eine IBA keine Veranstaltung des Hessischen Landtages oder gar der Fraktionen sein solle. Aber der Impuls muss gesetzt werden, und wir sind mit unserer Forderung nicht alleine. Im Rahmen des Architektursommers Rhein-Main wurde ein Papier erarbeitet, und die IHKs beschäftigen sich mit diesem Thema. Wir sind ausdrücklich offen für Ideen und Veränderungen, aber ohne die Politik geht es nicht, sagte Siebel.
Die SPD-Landtagsfraktion habe einen Antrag für den Hessischen Landtag vorbereitet, der im kommenden Plenum beraten werde. Darin werde festgestellt, dass eine Internationale Bauausstellung (IBA) Rhein-Main einen wichtigen Beitrag zur Fortentwicklung der Region Frankfurt/ Rhein-Main leisten könne und dann erfolgreich sei, wenn die gesamte Region mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft das Projekt trage.
Das Land Hessen, so Siebel abschließend, solle nach Vorstellung der SPD bei der Entwicklung einer IBA Rhein-Main die Rolle eines Initiators, Mediators und Moderators einnehmen. Zur Vorbereitung einer Entscheidung solle eine Lenkungsgruppe eingesetzt werden, der Vertreterinnen und Vertreter der Politik, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Verbände und Körperschaften sowie der Kommunen angehören müssten.