
Der Sprecher für den Bereich Kreativwirtschaft der SPD-Landtagsfraktion Tobias Eckert hat heute eine Initiative zur Stärkung der Kreativwirtschaft in Hessen vorgestellt. Für die hessische SPD kommt der Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen eine bedeutende Rolle zu. Mit ihren elf Teilmärkten von der Software/Games-Industrie über die Designwirtschaft, die Werbewirtschaft bis hin zur Filmwirtschaft zeichnet sie sich durch kreative und innovative Impulse für die hessische Wirtschaft aus. Bereits heute ist in Hessen eine Vielzahl von kreativen Unternehmen ansässig. Doch leider gibt es bei den Aspekten mangelnde Vernetzung, faire Entlohnung, angemessene Arbeitsbedingungen, Nachwuchsförderung, Investitionsförderung durch geeignete Förderinstrumente, Absicherung im Alter und Wertschätzung kreativer Leistungen große Herausforderungen. Landespolitik hat die Aufgabe, gemeinsam mit den Akteuren vor Ort, Lösungen zu erarbeiten und zu unterstützen, sagte Eckert am Montag in Wiesbaden.
Zunächst müssten die Förderinstrumente an die kleinteilige Wirtschaftsstruktur der Kreativwirtschaft angepasst werden, so Eckert. Unterstützung und Hilfe seitens des Landes zeichnet sich auch für die Kreativbranche durch materielle Förderung aus. Jedoch sind die Förderinstrumente und Verfahren nicht an die besonderen Erfordernisse und Bedürfnisse der Kreativwirtschaft angepasst. Zudem müsse die Förderpolitik des Landes Hessen weg von der Idee, nur die vermeintlich gewinnbringendsten Projekte oder die Entwicklung neuer Techniken zu honorieren, sondern auch die inhaltliche Förderung kreativer Leistungen für Unternehmen müsse fester Bestandteil der Förderpolitik des Landes Hessen im Bereich der Kreativwirtschaft werden.
Ein weiterer Aspekt, auf den wir unser Augenmerk richten müssen, ist Bildung und Nachwuchsförderung, sagte der SPD-Politiker. Die Rahmenbedingungen im Bereich der beruflichen Ausbildung unterscheiden sich innerhalb der Teilcluster der Kreativwirtschaft gewaltig. Die partnerschaftliche Aufgabe von Landespolitik ist es, diese gemeinsam mit Unternehmen und Gewerkschaften zu koordinieren und zu verbessern. Um am Markt mit künstlerischen und kreativen Ideen und Produkten erfolgreich zu sein, bedürfe es neben besserer Vernetzung vor allem einer stärkeren Vermittlung von Rahmenbedingungen wie Informationen über die Künstlersozialkasse, Unternehmensfinanzierung, Versicherungsfragen, Steuerrecht und Urheberrecht. Die Etablierung eines Berufsbildes Kreativkauffrau/ -mann für den Bereich der dualen Ausbildung ist für uns erstrebenswert. Junge Kreative wollen häufig ihre Ideen selbst verwirklichen, um diese bestmöglich zu vermarkten, so der SPD-Abgeordnete.
Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Stärkung der Vernetzung innerhalb der Kreativwirtschaft, so Eckert. Die bereits entstandenen Gründerzentren brauchen seitens des Landes Unterstützung und Begleitung in der weiteren Entwicklung, um ihrer angedachten Funktion als verbindendes Element aller Teilcluster der Kreativwirtschaft gerecht werden zu können. Kreative Tätigkeiten benötigten auch ein kreatives Umfeld. Die Kürzungen im Landeshaushalt 2015 zu Lasten der bereits in Hessen aktiv geförderten Institutionen sei das falsche Signal gewesen und werde der Verantwortung des Landes nicht gerecht.
Neben der Vernetzung der Teilcluster innerhalb der Kreativwirtschaft müsse auch eine Vernetzung mit den übrigen Wirtschaftsclustern und eine Sichtbarmachung in der Region stärker erfolgen, sagte der SPD-Politiker, hier sei die vor allem die Landespolitik gefordert. Bisher ist der Facettenreichtum der Kreativbranche Chance und Problem zugleich: Mit ihren vielfältigen Innovationen fördert sie technische und gestalterische Entwicklungen auf unterschiedlichen Ebenen der Gesamtwirtschaft, doch zahlreiche Unternehmen der hessischen Wirtschaft beauftragen für Projekte, Innovationen und neue Entwicklungslinien Dienstleister aus entfernten Regionen, da sie die Akteure um die Ecke aus Teilclustern der Kreativwirtschaft in Hessen nicht kennen. Es bedürfe daher eines Schnittstellenmanagements zwischen Kreativwirtschaft und den weiteren Akteuren hessischer Wirtschaft. Die Schaffung von Kreativhäusern, welche durch Initiative einzelner Regionen oder bestimmten Bereichen der Kreativwirtschaft entstehen, sollten vom Land Hessen finanziell unterstützt und gefördert werden. Gerade im Austausch mit der mittelständischen Wirtschaft in Hessen führe der Dialog und das Miteinander der Teilmärkte zum Nutzen aller und führe zu einem Standortbewusstsein aller Akteure in Hessen.
Für die SPD ist die Koordinierung und Unterstützung der Darstellung der Kreativwirtschaft innerhalb und außerhalb Hessens eine wichtige Aufgabe der Landespolitik. Kreativität eint alle Teilcluster der Kreativwirtschaft, sagte der SPD-Politiker.
Die faire Entlohnung und angemessene Arbeitsbedingungen seien ein weiterer Aspekt im SPD-Konzept, so Eckert. Deswegen ist es für die hessische SPD wichtig auf Bundesebene mit dafür zu sorgen, dass Alterssicherungssysteme wie zum Beispiel die Künstlersozialkasse und anderes mehr für die Notwendigkeiten der Kreativwirtschaft insgesamt geöffnet werden. Diese dürfen im Bewusstsein der Kreativen nicht als Gängelung empfunden werden, sondern als Unterstützung für ihre soziale Absicherung bei Krankheit und im Alter, sagte der SPD-Politiker.
Änderungen bedürfe es auch bei der Berechnung des Arbeitslosengeldes. Damit auch Kulturschaffende und Kreative trotz phasenweiser oder auch längerfristiger Unterbrechungen fester Arbeitsverhältnisse Anspruch auf den Bezug von Arbeitslosengeld I erheben könnten, müssten die Rahmenfristen zur Erfüllung der Voraussetzungen von zwei auf drei Jahre verlängert werden. Auch das von der SPD stets betonte Modell der Bürgerversicherung gewähre den Akteuren der Kreativwirtschaft mehr Sicherheit trotz ungewisser Auftragslage.
Die Wertschätzung kreativer Leistungen ist für Kreative von besonderer Bedeutung. Hier müsse die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen und unter dem Motto Kreation braucht Respekt für eine entsprechende Vergütung von Kreativtätigen bei öffentlichen Aufträgen und Ausschreibungen sorgen. Staatliche Wirtschaftsförderung muss kreativen Unternehmen, Selbstständigen und Freiberuflern konkrete inhaltliche Hilfen für die eigene Entwicklung anbieten. Neben den örtlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen entscheiden über den Erfolg und die weitere Entwicklung der Kreativwirtschaft in vielfacher Weise bundes- und europapolitische Themen wie die Fragen u.a. zum Urheberrecht, Datenschutz, und Netzneutralität. Hier vermissen wir als hessische SPD bislang das selbstbewusste Eintreten für hessische Interessen seitens der Landesregierung, sagte Eckert.