Gerhard Merz: Expertenanhörung unterstützt SPD-Forderung nach dringlichem Ausbau echter Ganztagsschulen

Die heutige Expertenanhörung in der Sitzung der Enquetekommission Bildung zum Themenschwerpunkt Ganztagsschule und Nachmittagsbetreuung hat nach Auffassung der SPD-Obmann und sozial- und familienpolitischen Sprechers Gerhard Merz die SPD-Fraktion in ihrer Forderung nach einem flächendeckenden Ausbau echter Ganztagsschulen bestätigt. „Wahlfreiheit bedeutet auch, Eltern die Möglichkeit zu geben, ihre Kinder auf Wunsch den Besuch einer echten Ganztagsschule zu ermöglichen. Die Anzahl der echten Ganztagsschulen nach Profil 3 halten auch Experten für viel zu gering. Es gibt etwa kein einziges Gymnasium in dieser Form in Hessen“, sagte Merz. Der eingeladene Sachverständige Prof. Ludwig Stecher, Bildungsforscher der Universität Gießen, begründete die Notwendigkeit des Ausbaus aus wissenschaftlicher Sicht: Empirische Studien zeigten, dass das Modell der gebundenen Ganztagsschule bei Schülerinnen und Schülern, aber auch in der Lehrerschaft auf hohe Akzeptanz stoße. Zugleich fühlten sich Eltern durch eine höhere Vereinbarkeit von Familie und Beruf entlastet.

Im Rahmen der Anhörung wurden aber auch Defizite der Bildungsforschung deutlich. So kranke die Auseinandersetzung um das Thema Ganztagsschule schon daran, dass der Begriff nicht eindeutig definiert werde, sagte Merz. Dies habe auch zur Folge, dass der „Pakt für den Nachmittag“ der schwarz-grünen Landesregierung nicht mit einem Ganztagsschulausbau gleichzusetzen ist, wohl aber so von ihr verkauft werde.

„Echte Ganztagsschulen sind die Schulen der Zukunft. Die Frage ist nicht ob, sondern wie. Für den Ausbau ist ein konkreter Zeit- und Stufenplan notwendig“, so Merz weiter. „Vage Ankündigungen reichen nicht aus. Wir brauchen konkrete Zielvorgaben als Maßstab für den Ausbau von Ganztagsschulen, wie bereits im SPD-Antrag „Von 3 auf 30“ im Landtag vorgeschlagen wurde“. Hessische Schulen bedürften zudem der stärkeren Unterstützung bei der individuellen Konzeptentwicklung von Ganztagsschulangeboten. Außerdem sei diesbezüglich die stärkere Einbindung der Eltern, insbesondere aber auch der Schülerinnen und Schüler unabdingbar.

Christoph Degen, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion, ergänzt: „Der notwendige Ganztagsschulausbau bedarf der Bereitschaft und der Anstrengung aller Akteure der Bildungslandschaft in Hessen. Das jüngste Scheitern des Bildungsgipfels ist nicht das Ende aller gemeinsamen bildungspolitischen Kompromissbemühungen in Hessen“. Die Arbeit der Enquetekommission sei ein gutes Beispiel dafür, wie es unter Beteiligung aller Akteure der schulischen Bildung gelingen kann, gemeinsam längere Linien auf Grundlage neuer Erkenntnisse der Bildungsforschung zu erarbeiten und so die Voraussetzung für schulpolitische Fortschritte zu schaffen.