Angelika Löber: Krebsförderndes Acrylamid in Lebensmitteln schnell und wirksam minimieren

Die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Angelika Löber hat vor einem zu leichtfertigen Umgang mit dem Gefahrenstoff Acrylamid in Lebensmitteln gewarnt und ein konsequenteres Handeln der Landesregierung gefordert. „Sowohl das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) kommen in ihren vorläufigen Bewertungen aus den Jahren 2013 und 2014 zu dem Ergebnis, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Acrylamid eine Krebserkrankung beim Menschen fördert. Zudem beweisen die durchgeführten Modellrechnungen, dass ein erhöhter Verzehr von mit Acrylamid belasteten Lebensmitteln, die Gefahr gesundheitlicher Nebenwirkungen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern deutlich erhöht“, sagte Löber am Dienstag in Wiesbaden.

Acrylamid sei eine chemische Verbindung, die insbesondere bei der Verarbeitung von stärkehaltigen Lebensmitteln unter hohen Temperaturen beim Backen, Braten oder Rösten aus den natürlichen Bestandteilen der Nahrungsmittel entstehe. Seit 2002 würden Lebensmittel auf den Gehalt von Acrylamid überprüft – damals sei die Substanz darin erstmals nachgewiesen worden. Dabei werde der Gefahrenstoff besonders häufig in Pommes Frites, Kartoffelchips, Knäckebrot und Brot, Keksen sowie Kaffee und Lebkuchen nachgewiesen. Die meisten Überschreitungen des bis 2010 in Deutschland grundsätzlich geltenden Signalwertes seien bei Pommes Frites festgestellt. In 45 Fällen sei der Signalwert überschritten worden, teilweise sogar um mehr als das Dreifache. Innerhalb der Bundesrepublik galt anfangs ein pauschaler Signalwert von 1000 Microgramm Acrylamid je Kilogramm zubereitetem Lebensmittel. Im Laufe der Jahre sei dieser Wert für verschiedene Lebensmittelgruppen individuell reduziert worden. Im Jahr 2011 seien allerdings durch eine europäische Richtlinie die Richtwerte für bestimmte Gruppen auf einen Durchschnittswert gesetzt worden die teilweise über den bundesdeutschen Werten lägen. Seit 2011 zum Beispiel gelte für Pommes Frites ein wieder erhöhter Signalwert von 600 Microgramm Acrylamid je Kilogramm. Lediglich für Kartoffelpuffer, Lebkuchen und Ersatzkaffe würden noch die zuvor erfassten nationalen Richtwerte gelten.

„Durchschnittlich errechnete Signalwerte sind das eine, doch es steht fest, dass erhöhte Mengen des Gefahrenstoffes Acrylamids aufgrund ungeeigneter Verarbeitungsmethoden von stärkehaltigen Lebensmitteln entstehen. Diese zu minimieren muss das oberste Gebot sein. Es ist zum Beispiel bekannt, dass Kaffeeröstereien Kaffeebohnen aus Kostengründen nur kurz und unter sehr hohen Temperaturen erhitzen. Ähnliches gilt auch bei der Herstellung von Kartoffelchips oder Keksen. Diese Verarbeitungsmethode erspart zwar einerseits Zeit und Geld, sorgt aber andererseits für erhebliche Mengen an Acrylamid und zunehmende gesundheitliche Gefahren für die Verbraucher. Hier besteht ein dringender Kommunikationsaustausch mit den entsprechenden Lebensmittelunternehmen, eine Aufgabe für unsere zuständige Ministerin“, forderte Löber.

Auf Anfrage teilte das Verbraucherministerium mit, dass die Landesregierung zwar die aktuelle Acrylamid-Risikobewertung teile, aber keinen Grund zu raschem Handeln sehe. Zunächst solle das endgültige Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zur Sache abgewartet werden. „Auch wenn das Gutachten noch dieses Jahr zu erwarten ist, kann die Landesregierung schon jetzt tätig werden und mit der Industrie in Gespräche eintreten. Es geht darum, einen Gefahrenstoff des Alltags schnell und wirksam zu minimieren“, sagte Löber.