
Die Lehrerinnen und Lehrer an unseren Schulen sehen sich mit immer mehr erzieherischen Aufgaben konfrontiert. Aufgabe der Bildungspolitik ist es, dafür zu sorgen, dass dieser Wandel sich auch institutionell widerspiegelt. Ganztagsbetreuungsangebote zeigen, dass sie in Kombination mit weiteren Unterstützungsangeboten wie Hausaufgabenhilfe und individueller Sprachförderung das geeignete Mittel sind, um dieser Entwicklung gerecht zu werden, fasste der Obmann der Enquetekommission Bildung der SPD-Landtagsfraktion Hessen, Gerhard Merz, die Ergebnisse der Anhörung zusammen, die am Freitag im Hessischen Landtag stattfand.
Die Anhörung befasste sich mit Gründen für einen festzustellenden Wandel des Sozial- und Lernverhaltens von Schülerinnen und Schülern sowie der Frage, welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Professor Ivo Züchner, Bildungsforscher der Universität Marburg und Sachverständiger der SPD-Fraktion, erläuterte die Herausforderungen, die sich aus dem Wandel ergeben. So sei der Zusammenhang zwischen negativen Auswirkungen schwieriger familiärer Umstände auf den Schulerfolg und schulische Leistungen statistisch erwiesen. Hieraus ergibt sich die Frage, mit welchen Mitteln dieser Entwicklung auf organisatorischer wie auf pädagogischer Ebene Einhalt geboten werden kann. Forschungen haben ergeben, so Prof. Züchner, dass das Modell der Ganztagsschule hier das meiste Potential bietet, auch im Hinblick auf die Einbindung der Eltern betroffener Schülerinnen und Schüler. Denn ein ausgewogenes Betreuungsangebot hat nicht nur positive Auswirkungen auf das Sozialverhalten der Kinder, es entlastet auch familiäre Konfliktthemen, etwa durch kontinuierliche Hausaufgabenbetreuung.
Neben dem Ausbau gebundener Ganztagsschulangebote gebe es die Möglichkeit einer stärkeren Angebotsorientierung mittels Kooperationen der Schulen mit außerschulischen Jugendhilfeträgern. Diese biete zugleich die Chance der Öffnung über den Schulhof hinaus, hin zu Sportvereinen und anderen möglichen Partnern im öffentlichen Raum. Hier sieht Merz Handlungsbedarf: Solche Formen der Zusammenarbeit haben den positiven Effekt, dass sie als Ganztagsangebot weniger sozial selektiv sind als dies bei regulären außerschulischen Angeboten festzustellen ist, so der SPD-Politiker.