
Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen sieht in der Beantwortung einer Kleinen Anfrage zur Lehrerversorgung einen Beweis dafür, dass die immer wieder geäußerte104- beziehungsweise 105-prozentige Lehrerversorgung der Hessischen Landesregierung in der Realität nicht existiert. In Hessen waren in den letzten fünf Jahren jährlich zwischen 2.000 und über 2.600 Lehrerstellen unbesetzt. Auch wenn ein Teil davon gesperrte Stellen sind, die etwa im Ganztagsschulbereich in Sachmittel umgewandelt werden, kann nicht von einer Bedarfsdeckung oder gar einer 104- oder 105-prozentigen Lehrerversorgung die Rede sein, sagte Degen am Freitag in Wiesbaden.
Hessen brauche mehr Lehrerinnen und Lehrer und dürfe sich nicht nur auf die demografische Rendite verlassen. Die Antwort auf die Kleine Anfrage der SPD-Fraktion betreffend der Lehrerbedarfsplanung (Drucksache 19/934) entlarve die Lehrerversorgungslüge. Sie zeige, dass zwischen dem, was die Landesregierung sage und dem, was sie tatsächlich leiste, Welten lägen. Kultusminister Lorz, der die Landesregierung erst im Rahmen der Haushaltsberatungen wieder dafür lobte, dass 7.000 Stellen in fünfzehn Jahren geschaffen worden seien, lasse bei seinen Lobliedern regelmäßig außer Acht, dass Jahr für Jahr Stellen nicht oder nur befristet besetzt werden können. Aufgrund der anhaltend hohen Zahl unbesetzter Stellen bestehe dringender Handlungsbedarf. Schulterklopfen genügt nicht, so der SPD-Abgeordnete.
Die Landesregierungen habe in den vergangenen fünfzehn Jahren die Lehrerbildung sträflich vernachlässigt, kritisierte der SPD-Bildungsexperte. Auch die Attraktivität der Arbeitsbedingungen von Lehrkräften sei gesunken und Wohltaten, wie die Nullrunde im nächsten Jahr, trügen nicht dazu bei, neue Lehrkräfte für die hessischen Schulen zu gewinnen.
Degen bemängelte ebenfalls, dass die Landesregierung erneut differenzierte Antworten mit dem Hinweis auf einen unverhältnismäßigen hohen Verwaltungsaufwand schuldig geblieben sei. Die Aufschlüsselung von unbesetzten Stellen nach Schulamtsformen und Schulamtsbezirken dürfte eigentlich im digitalen Zeitalter kein enormer Zeitaufwand sein. Schließlich müssten ohnehin gesammelte und gespeicherte Daten nur abgerufen werden, sagte Degen.