Lisa Gnadl: Wir brauchen eine Ausbildungsgarantie in Hessen

Die ausbildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion hat aufgrund der Zwischenbilanz der Regionaldirektion Hessen, der Bundesagentur für Arbeit (BA), der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Hessen-Thüringen zur Umsetzung des Reformprogramms der Fachkräftekommission Hessen erneut eine Ausbildungsgarantie gefordert. „Zur Sicherung des sozialen Zusammenhalts in unserem Land und des Wirtschaftsstandorts benötigen wir in Hessen eine Ausbildungsgarantie, die auch allen Menschen unter 35 Jahren, die bisher noch keine Berufsausbildung besitzen, eine Chance gibt“, sagte Gnadl am Donnerstag in Wiesbaden.

Wie auf der Pressekonferenz angesprochen worden sei, gebe es in Hessen rund 120.000 Menschen ohne Berufsabschluss. Hier bedürfe es Angebote zur nachträglichen Qualifizierung, damit diese Menschen bessere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt erhielten.

Daher habe die Hessen-SPD bereits im Frühjahr letzten Jahres eine verbindliche Ausbildungsgarantie für alle unter 35 Jahren gefordert und ein entsprechendes Eckpunktepapier vorgelegt. Demnach soll ein auf mindestens zehn Jahre angelegtes Programm zusammen mit den Sozialpartnern aufgelegt werden, das jedem und jeder einen Anspruch auf berufliche Qualifikation eröffnet.

„Im Zentrum steht für uns dabei die Stärkung des Erfolgsmodells der dualen Ausbildung. Hier muss vor allem kleineren Betrieben die Ausbildung erleichtert werden. Außerdem kann die Attraktivität der dualen Ausbildung gesteigert werden, indem nach einem erfolgreichen Abschluss der Hochschulzugang erleichtert wird. Damit müssten sich Jugendliche also nicht zwingend zwischen beruflicher Ausbildung und Studium entscheiden, sondern die Berufsausbildung würde weitere Optionen eröffnet. Erst wo das duale Ausbildungssystem alleine nicht zur Gewährleistung der Ausbildungsgarantie ausreicht, sollen nach unserem Konzept schulische Ausbildungsbestandteile ergänzend hinzukommen“, sagte Gnadl.

Wichtig sei dabei, das bisherige System der Warteschleifen zu durchbrechen, bei dem junge Menschen viel zu oft eine Qualifizierungsmaßnahme nach der anderen durchliefen, ohne dass sich ihnen dadurch dauerhafte berufliche Perspektiven eröffneten.

„Dazu müssen die bisher schon bestehenden Qualifikationsangebote auf ihre Wirksamkeit evaluiert und vor allem besser koordiniert werden. Es bedarf individueller, auf die einzelnen jungen Menschen abgestimmter Qualifizierungspläne, bei denen Schule, Betriebe, Arbeitsvermittlung, Berufsberatung und bei Bedarf auch sozialpädagogische und lernunterstützende Begleitangebote Hand in Hand zusammenarbeiten, vor allem beim Übergang zwischen Schule und Berufseinstieg“, so die SPD-Abgeordnete.

Andere Bundesländer seien auf diesem Weg schon einige Schritte weiter, etwa Hamburg mit seiner Jugendberufsagentur oder Nordrhein-Westfalen mit seinem Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“.

„Hessen darf hier nicht abgehängt werden, sowohl im Sinne der betroffenen jungen Menschen, als auch im Interesse der hessischen Wirtschaft, die für ihre Stärke auf qualifizierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer angewiesen ist“, sagte Gnadl.