Christoph Degen: Neue Studie zur Inklusion ist blamabel für Hessen und bestätigt Versagen der Landesregierung

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Christoph Degen hat angesichts einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Inklusion in Hessen von einem „blamablen Ergebnis für die Landesregierung“ gesprochen und die neuesten Zahlen als „Versagen der politisch Verantwortlichen“ gewertet. „Die Ergebnisse der aktuellen Studie bestätigen uns leider wieder einmal in unserer Kritik an der Landesregierung und damit insbesondere an der CDU, die im Bereich der Inklusion schlicht und ergreifend wiederholt versagt hat. Fünf Jahre nach dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention ist Hessen noch weit von einem echten inklusiven Schulsystem entfernt. Angesichts der vorliegenden Zahlen darf bezweifelt werden, ob ein Systemwechsel oder eine Zunahme von inklusivem Unterricht überhaupt gewollt ist. Zukünftig sind unserer Ansicht nach eher Rückschritte in zu erwarten, weil der gemeinsame Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderung derzeit von Seiten des Kultusministeriums erschwert wird. Mit dem halbherzigen Versuch Inklusion in der Fläche auszudehnen, wurden in der Vergangenheit funktionierende Strukturen zerschlagen und frühere Qualitätsstandards ausgehöhlt. Die Wahlfreiheit zwischen Regelschule und Förderschule steht somit nur auf dem Papier. Die SPD wird im Rahmen der Enquetekommission Bildung über die Frage, wie der Wunsch vieler Eltern an den Schulen umgesetzt werden kann, mit den Betroffenen diskutieren und Modelle/Wege suchen, wie ein echtes inklusives Schulsystem realisiert werden kann“, sagte Degen am Mittwoch in Wiesbaden.

Nach der Studie liege Hessen bei der Anzahl der Förderschülerinnen und –schüler, die eine Regelschule besuchten, mit 20,5 Prozent weit unter dem Bundesdurchschnitt von 28,2 Prozent. Insgesamt nehme laut der Bertelsmann-Stiftung die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit besonderem Förderbedarf stetig zu.

Der SPD-Bildungsexperte forderte die Streichung des sogenannten Ressourcenvorbehalts aus dem Schulgesetz. „Es muss eine echte Wahlfreiheit geschaffen werden, indem an Regelschulen durch eine angemessene Ausstattung mit Förderpädagogen auch wirklich Möglichkeiten zur individuellen Förderung bestehen. Das Schwarzbuch Inklusion aus dem September 2013 belegt, dass in vielen Fällen Eltern, die eine inklusive Beschulung für ihr Kind wünschten, diese nicht erhalten. Immer wieder kommt es zu verdeckter und offener Verhinderung der gemeinsamen Erziehung und Bildung behinderter und nichtbehinderter Kinder. Dieser Umstand ist für die SPD nicht länger hinnehmbar und widerspricht der UN-Behindertenrechtskonvention“, so Degen.

Zudem forderte der SPD-Politiker eine landesweite Fortbildungsoffensive für alle Lehrkräfte, damit diese für den Einsatz in Klassen mit behinderten und nichtbehinderten Schülern geschult werden.