
Die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Nancy Faeser hat heute bei einer Pressekonferenz das SPD-Programm zur Bekämpfung der Kinder- und Jugendqualität „KidZs“ vorgestellt. „KidZs“ steht für „Kindern die Zukunft sichern. Mit diesem Programm wollen wir Kinder- und Jugendkriminalität in Hessen effektiv bekämpfen. Wenn Kinder und Jugendliche im erheblichen Umfang Straftaten begehen, besteht nach unserer Ansicht die Notwendigkeit, diesem Verhalten so frühzeitig wie möglich entgegen zu wirken. Dies verhindert ein Abrutschen in die Kriminalität, eröffnet den Betroffenen eine Chance für die Zukunft, ist zusätzlicher Opferschutz und verhindert weiteren Schaden“, sagte Faeser am Donnerstag in Wiesbaden.
Bereits 2006 habe die SPD-Landtagsfraktion in Hessen den Gedanken der Häuser des Jugendrechts angestoßen, der sich trotz anfänglicher Ablehnung von CDU und FDP inzwischen in Hessen durchgesetzt hat. „Wir dürfen dabei aber nicht stehen bleiben dürfen“, sagte Faeser.
Das Ziel einer nachhaltigen Bekämpfung von Kinder- und Jugendkriminalität müsse vielmehr darauf ausgerichtet sein, delinquenten Kindern und Jugendlichen so früh wie möglich Hilfen anzubieten, um ein weiteres Abrutschen in einen kriminelle Karriere zu verhindern. Während die Häuser des Jugendrechts sich im Wesentlichen mit straffällig gewordenen Kindern und Jugendlichen im Alter von 15 – 21 Jahren befassten, lege die SPD mit der vorgestellten Konzeption eine Ergänzung für die Bekämpfung der Kriminalität in der Altersstufe zwischen 6 – 15 Jahren vor.
In Hessen mache der Anteil der Kinder unter 14 Jahren an den Tatverdächtigen mit 2.985 Kindern einen Anteil von 12,75 Prozent aus, bei den 14 bis 15 jährigen waren dies 4.553.
„Schon die Erfahrungen aus den Häusern des Jugendrechts zeigen, dass man sich bei diesem Thema nicht nur auf die Straftaten und repressives Verhalten fokussieren darf. Vielmehr muss man offensiv die Fragen nach den Ursachen für die Fehlentwicklung der Kinder und Jungendlichen stellen“, sagte Faeser.
Dabei zeige sich dann meist eine Fülle familiärer, sozialer und persönlichkeitsbezogener Probleme, von denen die Lebenssituation der Betroffenen geprägt wird und die das Fehlverhalten der Kinder und Jugendlichen prägen und bedingen.
Hier setzt „KidZs“an!
KidZs im Einzelnen:
Zielgruppe:
Kinder und Jugendliche im Alter von 8-15 Jahren, die
- eine rechtswidrige Gewalttat oder
- drei schwere Eigentumsdelikte begangen haben
und
- deren Lebensumstände aufgrund der Gesamtsituation durch eine Vielzahl von Problemen derart belastet sind, dass ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität droht.
Eckpunkte:
- Mittels eines standardisierten Screenings der bekannten Lebensumstände werden durch die Polizei individuellen Risikofaktoren, die ein dauerhaftes Abgleiten in die Kriminalität begünstigen, bei den Betroffenen berücksichtigt und eine Prognose erstellt.
- Die Sorgeberechtigten der voraussichtlich hochgradig kriminalitäts- gefährdeten Kinder und Jugendliche werden nach Absprache mit dem Jugendamt aufgesucht und bekommen das Angebot, dass ihr Kind an „KidZs“ teilnimmt. Voraussetzung für weitere Maßnahmen ist das Einverständnis der Sorgeberechtigten.
- Die Polizei integriert durch den Abschluss von Dienstverträgen pädagogische Fachkräfte von Freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in ihre Arbeit, um die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien aufzusuchen, zu unterstützen und den Teilnehmern von „KidZs“ kontinuierlich als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.
- Die pädagogischen Fachkräfte bei der Polizei stellen ein Bindeglied zwischen Polizei und Jugendamt dar. Sie koordinieren die Netzwerkarbeit und erstellen in Absprache mit dem Jugendamt ein Bedarfsprofil für die Kinder, Jugendlichen sowie deren Familien.
- Den pädagogischen Fachkräften steht für die Teilnehmer „KidZs“ ein Maßnahmenpaket regionaler Anbieter zur Verfügung.
- Dabei geht es um Kompetenztrainings (z.B. Anti-Aggressions-Trainings, Elterntrainings), integrative Angebote (z.B. Lernhilfe, Sprach- und Sportkurse), Angebote verschiedener Beratungsstellen (z. B. Sucht- oder Schuldenberatung), therapeutische Maßnahmen und Maßnahmen nach dem KJHG (laufen über das zuständige Jugendamt).
„Anders als die Landesregierung, die das Modell des Haus des Jugendrechts mit den Standorten Wiesbaden und Frankfurt ausschließlich im südhessischen Raum gestartet hat, strebt die SPD bereits von Beginn an ein Angebot in unterschiedlichen Regionen Hessens an. Außerdem wollen wir zusätzlich in Darmstadt, Mittelhessen und Kassel Häuser des Jugendrechts schaffen“, sagte Faeser.
Des Weiteren fordere die SPD auch die Finanzierung bestehender Strukturen – wie etwa das Netzwerk gegen Gewalt abzusichern.