
Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Heike Habermann sieht weiterhin dringenden Ausbaubedarf im Bereich der Ganztagsschulen in Hessen. Bei den Ausschussberatungen haben Regierungsfraktionen und Ministerium wieder einmal beim Thema Ganztagsschulausbau auf Durchzug geschaltet. Statt sich mit dem Bedarf und den Wünschen von Eltern auseinanderzusetzen und den Ausbau von echten Ganztagsschulen endlich konsequent voranzutreiben, lassen sie die Schulen weiter im Regen stehen. Die Ablehnung des SPD-Antrags zum Ganztagsschulprogramm spricht Bände, sagte Habermann am Donnerstag in Wiesbaden.
Während die CDU nach der Wahl den von Bouffier angekündigten nebulösen Pakt für den Nachmittag aus dem Hut zaubern wolle, lehne sie jetzt alle Vorschläge für mehr echte und bessere Ganztagsschulen rigoros ab. Niemand wolle ein halbherziges Modell mit ein bisschen Schule und ein bisschen Betreuung am frühen Nachmittag. Stattdessen setzten Eltern und Schulen auf ein verlässliches Konzept mit mehr Lernzeit, aber auch mehr Zeit für individuelle Förderung und Entspannung. Der Bildungsansatz, dass Kinder mehr Zeit zum Lernen brauchen und längeres gemeinsames Lernen, ihre Entwicklung fördern, sei zwar in Fachkreisen längst unstrittig, aber zu den Regierungsfraktionen immer noch nicht durchgedrungen.
70 Prozent der Eltern, die Beruf und Familie besser vereinbaren wollten, suchen vor allem nach dem Verlassen der Ganztagskita auch eine Schule in Ganztagsform. Mit gerade einmal 2,3 Prozent Ganztagsgrundschulen ist Hessen eines der Schlusslichter in ganz Deutschland. Wir wollen jährlich 100 neue Grundschulen in ganztägige Schulen umwandeln, um Eltern eine Chance für mehr Betreuung und Kindern mehr Zeit zum Lernen zu geben, so die SPD-Schulexpertin.
Die Regierungsfraktionen haben heute die große Chance vertan, von Schneckentempo auf Formel 1 umzustellen, sagte Habermann. Wer meine, dass alles in bester Ordnung sei und dass es reiche, irgendeine Form von Betreuung an den Schulen anzubieten, blende die Realität aus. Damit gehe der Hürdenlauf für berufstätige Eltern in eine neue Runde statt endlich zum Ziel zu führen, so Habermann abschließend.