Kommunikation der Zukunft

Auf dem vorwärts-Medienkongress gründete Thorsten Schäfer-Gümbel mit Peter Altmaier eine digitale Große Koalition. Während des Kongresses entspann sich ein Streit um den Schutz des Urheberrechts und das Programmieren als zweite Fremdsprache. Schäfer-Gümbel und Altmaier waren sich einig hinsichtlich der Vorteile sozialer Kommunikation via Twitter.

Im Panel zum Thema Urheberrecht entspannt sich ein Generationenkonflikt zwischen dem Blogger Michael Seemann und den übrigen Diskutanten. Wolfgang Weyand bemängelt als Vertreter der Kreativwirtschaft, dass man als Künstler kaum noch von seinem Schaffen leben könne: „Ich kenne Musikproduzenten mit 20 goldenen Schallplatten an der Wand, die nicht über die Runden kommen.“ Seemann kontert, diese Jammerei der Musikwirtschaft sei erbärmlich.

Als Seemann selbst die These aufstellt, in Zukunft werde niemand mehr vom Verkauf geistigen Eigentums leben können, runzelt der Produzent die Stirn, schüttelt den Kopf und murmelt vor sich hin: „Das ist doch Schwachsinn.“ Die Bildungsberaterin Linda Reisch springt Weymann in dessen Kampf gegen Respektlosigkeit und Urheberrechtsverletzungen im Netz bei: „Ich kann meine Faust schwingen, wie ich will, aber meine Freiheit endet an der Nase meines Nachbarn.“ Die als „Engel von Mogadischu“ berühmt gewordene Bildhauerin Gabriele von Lutzau klärt Seemann auf: „Der Kommunismus funktioniert nicht, wollte ich nur mal anmerken.“

Während Seemann darauf antwortet, runzelt Weyand die Stirn, lässt seinen rechten Arm schlaff herabhängen und den Blick aus dem Fenster schweifen. Er setzt ein überlegenes Lächeln auf und setzt zum finalen Angriff auf den Blogger an: „Irgendwie müssen sie ihre Projekte doch finanzieren. Das geht nicht über Crowdfunding und diese ganzen Dinger. Das funktioniert doch einfach nicht.“ Das Schlusswort gebührt von Lutzau: „Das Internet ist ein wunderbarer Spielplatz, aber eben nur ein Teil der realen Welt.“

Das sieht Teresa Bücker, besser bekannt als „Fräulein Tessa“, in der nachmittäglichen Diskussion zum Thema Privatsphäre im Netz ganz anders. Für sie gebe es, insbesondere bei Jugendlichen, mittlerweile keine Trennung zwischen online und offline mehr. Die mangelnde Aufklärung über Gefahren im Netz sieht sie nicht als Problem: „Es gibt immer Kinder, die nicht mit facebook umgehen können, ebenso wie Kinder, die nicht skateboarden können. Man sollte die Kinder einfach mal ausprobieren lassen.“ Ähnlich optimistisch äußert sich Nico Lumma. Der Vorsitzende des Vereins D 64 fordert gar, Kinder sollten zukünftig in der Schule Programmieren als zweite Fremdsprache lernen: „Java-Script ist das neue Latein.“

Den Abschluss des Kongresses bildet ein Streitgespräch zwischen Bundesumweltminister Peter Altmaier und dem hessischen SPD-Vorsitzenden, Thorsten Schäfer-Gümbel. Wirklicher Streit kommt jedoch zu keinem Zeitpunkt auf, was an der „Technologie-Partnerschaft“ der beiden liegen könnte. „Er hat mich darauf hingewiesen, dass man beim Blackberry auch Umlaute verwenden kann“, so Schäfer-Gümbel. Dies sei der Beginn einer „virtuellen Großen Koalition“ gewesen. Der CDU-Politiker Altmaier erklärt, er komme aus einer klassischen Arbeiterfamilie und sammle Bücher von August Bebel. Gegenüber dem Koalitionspartner FDP streut er die Spitze ein: „Da war mal irgend so eine Sache mit der Hotelsteuer. Ich glaube, das hat uns die Linkspartei eingeredet.“

Einig sind sich die beiden auch hinsichtlich der Vorteile sozialer Kommunikationen via Twitter. „Auf Twitter habe ich noch nie Fragen zu meiner Brille oder meinem Doppelnamen beantworten müssen. Auf facebook ist das anders. Da kommen auch schon mal Kommentare auf Stammtisch-Niveau.“ Kollege Altmaier preist den Kurznachrichtendienst gar als „die größte direkte Partizipationsmöglichkeit seit der Französischen Revolution.“