Dr. Thomas Spies (SPD): Große Unterstützung von Suchthilfe für SPD-Gesetzentwurf

„Übermäßiger und gefährlicher Alkoholkonsum stellt ein wachsendes und zunehmend unterschätztes Problem auch in Hessen dar“, so der gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Thomas Spies, nach einem Gespräch der SPD-Sozialpolitiker mit Wolfgang Schmidt-Rosengarten, dem Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS). „Angesichts zunehmender Vereinsamung scheint neben jugendlichem Koma-Saufen übermäßiger Alkoholkonsum auch im Alter eine wachsende Herausforderung zu sein“, so Dr. Spies weiter.

Die Suchthilfe unterstützte noch einmal entschieden den SPD-Entwurf zur Änderung des Ladenöffnungszeitengesetzes, um den Alkoholverkauf in den Nachtstunden zu begrenzen. „Ganz wichtig bei der Bekämpfung übermäßigen Alkoholkonsums ist die Beschränkung des Zugangs“, erklärte Schmidt-Rosengarten. Der SPD-Entwurf schaffe einen angemessenen Ausgleich zwischen maßvollem Genuss einerseits und der Vermeidung von Übermaß andererseits. Dr. Spies äußerte die Hoffnung, dass sich auch CDU und FDP den vielfältigen Argumenten nicht mehr verschließen und doch noch dem SPD-Entwurf folgen.

Schmidt-Rosengarten berichtete, dass bei legalen Suchtmitteln wie Alkohol die Missbrauchsfälle angestiegen seien. So seien in den letzten zehn Jahren in Hessen wesentlich mehr Menschen aller Altersgruppen aufgrund akuter Alkoholvergiftungen in Krankenhäuser eingeliefert worden. Das Problem sieht Schmidt-Rosengarten auch in dem gesellschaftlich und medial vermittelten Bild des Alkoholkonsums sowie der leichten und günstigen Verfügbarkeit des legalen Suchtmittels. Dazu passten auch die heute von der Techniker Krankenkasse in Hessen mitgeteilten Zahlen, so Spies. Demnach seien im vergangenen Jahr 617 Teenager wegen Alkoholmissbrauchs in hessische Krankenhäuser eingeliefert worden. In diesem Jahr seien es bereits 306 Fälle.

Schmidt-Rosengarten wies darauf hin, dass der Fokus der öffentlichen Wahrnehmung eher auf die jugendlichen Rauschtrinker gerichtet sei. Dabei werde aber das sich neu entwickelnde Problemfeld des zunehmenden Alkoholmissbrauchs im Alter leicht übersehen. Das Ausscheiden aus dem Berufsleben, Todesfälle im Bekannten- und Freundeskreis, das eigene Altern oder der Umzug in ein Altersheim führten offenbar immer häufiger dazu, dass auch ältere Menschen mehr Alkohol konsumierten als ihnen gut tue. So weise die Bundesdrogenbeauftrage darauf hin, dass – bei hoher Dunkelziffer – rund 400.000 Menschen über 60 Jahre in Deutschland als alkoholabhängig gelten müssten und etwa jeder siebte Pflegebedürftige von Alkohol oder Medikamenten abhängig zu sein scheine. „Dieses Phänomen stellt uns vor ganz neue Herausforderungen. Bereits derzeit gibt es kaum genügend Pflegemöglichkeiten für Suchtkranke und zu wenige Anlaufstellen für Betroffene in diesem Alter und deren Angehörige“, sagte Schmidt-Rosengarten. „Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist dies eine Problematik, der sich die gesamte Gesellschaft annehmen muss“, sagte Spies.