Heike Habermann (SPD) – Schulen brauchen Klarheit bei G8

Als „abenteuerlich“ hat die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Heike Habermann die „babylonische Sprachverwirrung innerhalb der Landesregierung bei der Frage, wie zukünftig mit der verkürzten Schulzeit am Gymnasium (G8) umgegangen werden soll“ bezeichnet. Ministerpräsident Bouffier habe versucht, mit seinem hilflosen Vorstoß auf dem Landesparteitag der hessischen CDU eine bildungspolitische Tretmine zu entschärfen, habe diese aber stattdessen zur Explosion gebracht. Die Kultusministerin übe sich jetzt darin, die Trümmer wegzuräumen und abzuwiegeln.

„Die widersprüchlichen Signale aus den Regierungsparteien CDU und FDP sind eine Zumutung gegenüber den Eltern, deren Ablehnung der verkürzten Mittelstufe über Jahre hinweg deutlich wurde. Wer in diesem oder im nächsten Jahr über den weiteren Bildungsweg seines Kindes entscheiden soll, kann von dieser Landesregierung zumindest Klarheit darüber erwarten, welche Möglichkeiten für die Mittelstufe am Gymnasien bestehen“, sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden. „Die Versuche der Landesregierung, die Unstimmigkeiten zwischen Kultusministerium und Ministerpräsident durch den Hinweis auf sorgfältige Prüfung auszusitzen, zeugen lediglich von Ignoranz gegenüber den betroffenen Eltern und Kindern.“

Viele Eltern wünschten sich nicht nur einen hohen Bildungsabschluss sondern auch eine Lernsituation für ihre Kinder, die ihnen ermögliche, auch individuelle Schwerpunkte zu entwickeln und Freude am Lernen zu erhalten. G8 sei für viele weiterhin ein Schreckgespenst. Deshalb fordere die SPD die Landesregierung auf, unverzüglich klarzustellen, ob und wann eine optionale Rückkehr der Gymnasien zur sechsjährigen Mittelstufe möglich sein soll. Für die SPD seien die Äußerungen des Ministerpräsidenten ein Eingeständnis, dass die G8-Reform gescheitert sei.

„Wir sind davon überzeugt, dass die Mittelstufe wieder im Regelfall sechsjährig organisiert werden muss. Unabhängig davon müssen wir das System Schule so flexibel gestalten, dass sich Schule auf die Kinder einstellt – auch bei den Schulzeiten“, unterstrich die Schulexpertin. Die SPD habe dies in ihrem Konzept vom „Haus der Bildung“ mit einer flexiblen Schuleingangsphase einerseits und einer flexibilisierten Oberstufe andererseits verankert. Und auch in der Mittelstufe spreche nichts dagegen, wenn ein verkürzter Durchlauf im Sinne einer besonderen Förderung möglich bleibe.

„Es muss aber Schluss sein mit einer permanenten Überforderung der Kinder und mit all den Auswirkungen auf die Familien insgesamt. Schule muss auch Spaß machen, um erfolgreich lernen zu können und darf nicht angstbesetzt sein“, so Habermann weiter. Daher habe die SPD einen Antrag in den Landtag eingebracht, der diese Position einerseits verdeutliche und andererseits die Landesregierung auffordert, in Gesetzesform ihr Vorstellungen auf den Tisch zu legen, um sich damit sachlich auseinander setzen zu können. „Wir fordern die Landesregierung auf, im Interesse der Eltern und Schüler und Schülerinnen schnellstmöglich Klarheit zu schaffen.“