
Scharfe Kritik an der Förderrichtlinie des Landes für Familienzentren hat der familienpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Gerhard Merz im Rahmen der heutigen Landtagsdebatte geübt. Die Landesregierung hat die Entwicklung seit Jahren trotz eines einstimmigen Landtagsbeschlusses aus dem Jahr 2008 schleifen und die Kommunen und freien Träger auch in dieser für die Weiterentwicklung der Einrichtungen frühkindlicher Bildung wichtigen Frage alleine gelassen, sagte Merz am Donnerstag in Wiesbaden. Bisher habe das Land außer der Finanzierung von Begleitforschung für zwei Projekte nichts beigetragen. Damit sei wertvolle Zeit verloren gegangen.
Merz kritisierte insbesondere, dass die vorgesehene Förderhöhe von 10 000 bis 12 000 Euro pro Einrichtung im Jahr in keinem vernünftigen Verhältnis zur erwarteten Leistung stehe. Auch der Förderumfang von insgesamt rund 1 Million Euro für etwa 100 geförderte Einrichtungen im Jahr sei für die Perspektive eines flächendeckenden Ausbaus lächerlich wenig. Wenn man das in dem Tempo machen will, dann dauert es bei knapp 4.000 Einrichtungen in Hessen Jahrzehnte, so Merz. Damit drohe der Einführung der Familienzentren dasselbe Schicksal wie dem Bildungs- und Erziehungsplan, der auch noch längst in der Mehrheit der Einrichtungen und Schulen angekommen sei.
Zu kritisieren sei auch der Förderzeitraum von derzeit höchstens drei bis fünf Jahren. Es ist die alte Lebenslüge von der Anschubfinanzierung. Die Unterstützung der Familienzentren wird aber eine Daueraufgabe sein, die einer dauerhaften Finanzierung bedarf. Das ist auch deswegen wichtig, weil auch die Landesförderung bei vielen der vorgesehenen Kooperationspartner gekürzt worden ist, beispielsweise bei Familienbildungsstätten, Erziehungsberatungsstellen, Migrations- und Integrationsfachdiensten, Schwangerschaftsberatungsstellen. Vernetzung und fachliche Kooperation sind anspruchsvolle und zeitfressende Aufgaben, Beratung und Hilfe aus einer Hand ist eine komplexe, nur durch hochprofessionelle Arbeit zu bewältigende Aufgabe, die nicht nach drei bis fünf Jahren erledigt ist.