Aber natürlich sei Armut nicht nur Einkommensarmut. Sie drücke sich aus in fehlender Beteiligung an den Möglichkeiten einer Gesellschaft. Armut macht krank, arme Menschen sterben früher. Armut verhindert Lebenschancen und erschwert soziale Integration. Sie nimmt Bildungschancen und erschwert alle Formen der politischen und gesellschaftlichen Partizipation. Sie führt zu Demoralisierung und Demotivierung, und macht es erst recht unmöglich, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen, so Spies weiter.
Armut habe ein Gesicht, nämlich überwiegend weiblich und allein erziehend. Vor allem Kinder seien damit von Armut betroffen und in all ihren Entwicklungschancen erheblich beeinträchtigt. Auch nehme die Armut trotz Arbeit stetig zu. Die Zahl der Erwerbstätigen im Niedriglohn wachse in Deutschland wie in keinem anderen westeuropäischen Land. Deshalb sei ein allgemeiner Mindestlohn dringend notwendig.
Angesichts der heraufziehenden Krise sei eine Armuts- und Reichtumsberichterstattung nötiger denn je. Steigende Arbeitslosigkeit, zunehmende Kurzarbeit und Dumpinglöhne und der massive Personalabbau bei Leiharbeitsfirmen würden absehbar die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffnen.
Nur durch eine umfassende Sozialberichterstattung, die Armut und Reichtum in Hessen erfasst, erreicht die Landespolitik sozialpolitische Handlungsfähigkeit, so Spies. Ob dazu ein Gesetz nötig sei, wollte er offen lassen: Wir brauchen den Bericht, egal auf welcher Rechtsgrundlage, sagte der SPD-Sozialpolitiker.