Gerhard Merz (SPD): Hessische Platzierung bei Integrationsstudie kein Grund zu entspanntem Zurücklehnen

„Der gute Platz Hessens im Ländervergleich ist jedenfalls kein Grund für übertriebenes Eigenlob der Landesregierung und schon gar kein Grund, sich in Fragen der Migration und Integration entspannt zurückzulehnen“, erklärte Merz. Vielmehr zeige eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse der Studie, dass es auch in Hessen themen- wie zielgruppenspezifisch großen Handlungsbedarf gebe. Unterschiedliche Startbedingungen für unterschiedliche Gruppen spielten dabei ebenso eine Rolle wie regionale Besonderheiten.

„Dass zum Beispiel die Region Rhein-Main insgesamt so schlecht nicht abschneidet und damit zum guten hessischen Platz sicher erheblich beiträgt, überrascht nicht so sehr, wenn man bedenkt, dass Rhein-Main nach wie vor eine prosperierende Wirtschaftsregion ist.“ Ein genauer Blick zeige aber, dass es gerade auch in dieser Region gewaltige Unterschiede gebe. Handlungsbedarf bestehe also nach wie vor in erheblichem Umfang im Bereich der frühkindlichen, der schulischen und der betrieblichen Bildung und Ausbildung. Hier werde auf die Dauer mehr stattfinden müssen, als nur die Vorlaufkurse, an deren Wirksamkeit nach wie vor gezweifelt werden müsse, wenn man sich die Befunde einer ebenfalls vor kurzem veröffentlichten Studie der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Auftrag der Landesstiftung Baden-Württemberg ansehe.

Die Erfolge bei der Integration vieler Gruppen von Menschen mit Migrationshintergrund zeigten, so Merz, dass es falsch sei, in der Frage der Integration immer nur die Probleme und Defizite in den Vordergrund zu stellen. Viel stärker, und das sei bei der Berliner Studie erfreulich, müssten die Potentiale und Chancen für und durch gelingende Integration in den Vordergrund gerückt werden. Ebenso falsch sei es, alle Zuwanderergruppen und alle Menschen innerhalb einer Gruppe über einen Kamm zu scheren.

Mit ihrem Bündel von integrationspolitischen Initiativen habe die SPD-Landtagsfraktion in der letzten Wahlperiode versucht, diesen Paradigmenwechsel voranzutreiben. „Wir werden diese Initiativen erneut aufnehmen, denn sie zeigen nach wie vor in die richtige Richtung. Insbesondere sind wir nach wie vor der Auffassung, dass eine Enquête zu Integration und Migration in Hessen wichtige Aufschlüsse über die tatsächliche Lage und die integrationspolitischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten liefern würde. Diese Chance sollten wir uns nicht verbauen.“