Leider müsse man feststellen, dass die von Koch und Bouffier verschuldete Lage noch katastrophaler sei als man aufgrund des jüngsten Vorfalls in Wiesbaden vermutet habe. Der massive Angriff auf den freiwilligen Polizeihelfer in der Landeshauptstadt sei danach kein Einzelfall, sondern nur die Spitze des Eisbergs. Nach der Berichterstattung zu den von Koch und Bouffier geführten Gesprächen müsse man nun feststellen, dass es bereits der vierte Angriff auf einen freiwilligen Polizeihelfer in Wiesbaden gewesen sei. Auseinandersetzungen seien an der Tagesordnung – die ehrenamtlich Tätigen in Frankfurt am Main, Rodgau und Wiesbaden sähen sich immer wieder tätlichen Angriffen ausgesetzt – und sogar Bedrohungen mit Waffen kämen vor. Drastischer lässt sich das Debakel der Sicherheitspolitik von Koch und Bouffier nicht beschreiben, so der sozialdemokratische Innenpolitiker. Wenn der Innenminister nicht in den letzten Jahren permanent Stellen bei der Polizei abgebaut und durch den freiwilligen Polizeidienst und die Wachpolizei die Entprofessionalisierung betrieben hätte, müssten heute nicht ehrenamtliche Laien in den Städten und Gemeinden ihren Kopf hinhalten.
Die SPD habe seit Einführung des freiwilligen Polizeidienstes darauf hingewiesen, dass dies der falsche Weg sei, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Nun sehe man sich erneut bestätigt. Es reiche für die Erfüllung polizeilicher Aufgaben eben nicht aus, jemanden durch einen 50-Stunden-Kursus zu schleusen und ihm dann eine Uniform, Pfefferspray und ein Handy in die Hand zu drücken. Auch das nunmehr von Koch und Bouffier angekündigte Aufrüsten der Ehrenamtlichen mit Schutzwesten helfe hier nicht aus der Misere.
Rudolph halte die Ankündigung des Innenministers eher für kontraproduktiv, weil dies den betroffenen Ehrenamtlichen eine Sicherheit vorgaukle, die nicht gegeben sei. Es könne nicht darum gehen, die Ausstattung des freiwilligen Polizeidienstes in möglichst großem Umfang an die der Polizei anzupassen, sondern es müsse vielmehr ein Sicherheitskonzept entwickelt werden, das den gefährlichen Einsatz von Privatleuten nicht mehr erforderlich mache. Rudolph stellte heraus, dass die Sicherheit der Bevölkerung in Hessen nur von gut ausgebildeten und durch umfassend auf Krisensituationen vorbereiteten Polizeibeamten gewährleistet werden könne. Alles andere seien Taschenspielertricks, die nur das Versagen der Landesregierung in diesem Politikbereich kaschieren sollten.
Abschließend kündigte der Sozialdemokrat an, in der nächsten Sitzung des Innenausschusses klären zu wollen, wie oft es in Hessen bereits Übergriffe auf Mitglieder des freiwilligen Polizeidienstes gegeben habe, und wie oft die ehrenamtlich Tätigen über das ihnen Erlaubte hinaus polizeiliche Maßnahmen wie Festnahmen oder Ermittlungen durchgeführt hätten.