Hier gehe es augenscheinlich nicht mehr darum, dass Minister Bouffier die mehr als überfällige Entschuldigung aus persönlichen Gründen verweigere, sondern es werde damit die grundsätzliche Einstellung der hessischen CDU-Führung zum Land Hessen, dessen Bediensteten und der Bevölkerung immer deutlicher. Die CDU – und mit ihr Innenminister Bouffier – sei nicht mehr in der Lage, zwischen Parteiangelegenheiten und Angelegenheiten des Landes Hessen zu unterscheiden:
Wie sonst ist zu erklären, dass die Landesregierung über 400.000 Euro ausgibt, um landesweit hessische Schulleiterinnen und Schulleiter zwangsweise zu einer Wahlkampfveranstaltung zu rekrutieren, die ausschließlich dem Zweck dienen soll, in Zeiten verfehlter Bildungspolitik Roland Koch und seine Kultusministerin zu umjubeln? Wie sonst ist zu erklären, dass sie einem politischen Mitbewerber Steuermittel anbietet, damit dieser am Wettbewerb um die Gunst der Wählerschaft nicht teilnimmt?, so Rudolph. Außerdem darf derjenige, der für sich selbst eine Veranstaltung organisiert, mit der er sich publikumswirksam für die Arbeit der hessischen Polizei bedanken will, nicht wundern, wenn man ihn daran erinnert, unter welchen Umständen die Polizei in den letzten Monaten ihren Dienst versehen musste und wer für diese erschwerten Bedingungen verantwortlich gewesen ist.
Die bisherigen sozialdemokratisch geführten Landesregierungen hätten stets Wert darauf gelegt, dass die hessischen Polizeibeamten mündige Bürger und gesellschaftspolitisch denkende Landesbedienstete seien. Die CDU verfolge hier offenbar ein anderes, weniger demokratisches Modell, so Rudolph. Ihr gehe es nur um Befehl und Gehorsam und sie verlange beifälliges Klatschen für ihre Brot und Spiele-Veranstaltungen. Kritik sei jedenfalls völlig unerwünscht. Nicht anders sei zu erklären, dass der Innenminister die Polizeivertreter, die von ihrem urdemokratischen Recht Gebrauch machten erst als Krawallmacher bezeichnet habe und sich nun mehr weigere, sich bei ihnen zu entschuldigen.