Der energiepolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Norbert Schmitt, betonte nach der Sitzung, dass die bundesdeutschen Atomkraftwerke und insbesondere Block A und B in Biblis gegen den Absturz eines großen, zivilen Passagierflugzeuges, das mit großer Geschwindigkeit und vollen Tank auf das Containment/Betonhülle einer Anlage trifft, nicht gesichert sind.
Staatssekretär Thurmann begründete dies damit, dass ein Flugzeugabsturz im damaligen Genehmigungsverfahren als unwahrscheinlich angesehen wurde und deshalb dagegen keine Vorsorge getroffen wurde. Norbert Schmitt dazu: "Dies wurde dem sogenannten Restrisiko zugewiesen, das mit dem Betrieb eines Atomkraftwerkes verbunden ist. Das macht deutlich, wie fragwürdig die Einstufungen von wahrscheinlich und unwahrscheinlich sind. Aber die Erklärung macht auch deutlich, dass die mit der Atomenergienutzung verbundenen Gefahren größerer sind als es ihre Befürworter zugeben wollen."
Für Schmitt ist es besonders bedrückend, dass Biblis Block A nur eine 60 cm starke Betonhülle und Block B eine 100 cm starke Betonaußenwand aufweisen. "Dies ist deutlich geringer als es die Vorschriften für neuere Atomkraftwerke vorsehen. Auch bedingt durch die Diskussion in den 70-er Jahren über die Folgen eines Flugzeugabsturzes wurden neuere Atomreaktoren mit einem deutlich stärkeren Containment versehen. Die Planungen für einen Block C in Biblis sahen deshalb auch eine 200 cm starke Betonhülle vor. Dies alles macht deutlich, dass Biblis A und B völlig unzureichend gesichert sind", so MdL Norbert Schmitt.
Der Abgeordnete erklärte, dass in den sechziger Jahren relativ unbekümmert an die Planungen und den Bau von Atomkraftwerken herangegangen wurde. Noch 1976 habe der Bundesinnenminister im Bundestag erklärt, dass ein Absturz von Flugzeugen auf ein Atomkraftwerk extrem unwahrscheinlich ist und deshalb als nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen und damit außer Betracht bleiben kann. "Diese mangelnde Sicherheitsphilosophie hat sich dann nach und nach gewandelt" – so Schmitt – "aber bei den älteren Atomkraftwerken ist eine entsprechende Nachrüstung nie erfolgt."
Das Ergebnis ist nun, dass Biblis – keine 50 Kilometer vom Frankfurter Flughafen entfernt – ein großes Risiko darstellt.
Schmitt will deshalb vom hessischen Umweltminister Dietzel wissen, ob dieser die Notwendigkeit sieht, gezielte Maßnahmen in Biblis zur Sicherheit der Atomreaktoren gegen den Absturz eines schnell fliegenden, voll betankten Großflugzeuges zu treffen.
Die SPD-Landtagsfraktion begrüßte die vom Umweltministerium angekündigten Untersuchungen über die Folgen eines gezielt herbeigeführten Flugzeugabsturzes.
Für Schmitt wird "einmal mehr deutlich, dass die dem Restrisiko zugewiesenen Gefahren oftmals nur Rechengrößen darstellen. Der von der Bundesregierung begonnene Ausstieg aus der Atomenergie ist deshalb der richtige Weg, um die mit der Atomenergienutzung verbundenen Gefahren künftig auszuschließen."