Novellierung des Hessisches Schulgesetzes – Quanz: Weitere Verschlechterungen für Hessens Schulen

"Georg Orwells antiutopischer Roman "1984" lässt grüßen. Die "Neusprache" zeigt sich auch hier. Man spricht von Qualitätssicherung, ergreift aber mit der Änderung des Schulgesetzes Maßnahmen, die Qualitätssicherung und erst recht Qualitätsentwicklung an Hessens Schulen verhindern und in einzelnen Bereichen weitere Verschlechterungen in Gang setzen werden", erläuterte Quanz.

Drei Punkte griff Quanz dazu beispielhaft auf, die zeigen, dass der Zug unter Kultusministerin Wolff in die falsche Richtung fährt:

1.Im Bereich der Förderung von Kindern ausländischer Herkunft soll in Zukunft nahezu völlig auf die Anwendung und Förderung der Herkunftssprache der Kinder verzichtet werden. In einer Zeit, in der die Mehrsprachigkeit immer bedeutsamer wird, in einer Zeit in der Sprachenkenntnisse immer wichtiger werden, werden die Kinder an der Pflege und Entwicklung ihrer Muttersprache gehindert. Unsinniger Weise wird im Gesetz die Förderung der Zweisprachigkeit ausdrücklich gestrichen.

"Anstatt die Kinder neben der deutschen Sprache auch in ihrer Herkunftssprache zu fördern und dadurch ihre Zweisprachigkeit auszubilden, lässt diese Regierung Chancen ungenutzt. Die Kinder sind häufig auch die Mittler zwischen den Kulturen der Eltern und des deutschen Umfelds. Gerade deshalb wäre aber die Förderung der Herkunftssprache nicht nur für die Förderung der Zweisprachigkeit der Kinder sinnvoll, sondern auch für die Integration der hier lebenden verschiedenen Nationalitäten und Generationen und damit für ein harmonisches Miteinander aller Menschen in unserem Land geradezu geboten", stellte Quanz fest.

2.Im Bereich der Oberstufe werden die Wahlmöglichkeiten bei den Leistungsfächern weiter beschnitten. Als erstes Leistungsfach wird Deutsch nicht mehr in Frage kommen und Fächerkombinationen, die bisher möglich waren, wie z.B. Deutsch und Gemeinschaftskunde oder Deutsch und Geschichte können in Zukunft nicht mehr gewählt werden. Außerdem wird durch die enge Festlegung der Prüfungsfächer im Abitur die Wahlmöglichkeit von Schwerpunkten im Bereich der gymnasialen Oberstufe und im Bereich des beruflichen Gymnasiums weiter eingeengt.

"Damit will die Kultusministerin offensichtlich wieder zurück zu Zuständen, die in der Pädagogik als längst überholt angesehen werden: Die Gleichwertigkeit der Fächer wird in Frage gestellt. Damit wird unterschiedliche Begabungen von Schülerinnen und Schülern nicht entsprochen, vielmehr sollen alle Schülerinnen und Schüler über einen Leisten geschlagen werden. Dies ist kontraproduktiv. Wir müssen Begabungsvielfalt nutzen, wir wollen im Sinn der Chancengleichheit nicht neue Barrieren und Hürden aufbauen, sondern möglichst vielen Schülerinnen und Schülern in ihren unterschiedlichen Begabungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten helfen, möglichst hochwertige schulische Abschlüsse zu erzielen. Deshalb sind solche Maßnahmen falsch und führen nicht zu einer Qualitätsverbesserung in der Schule, sondern verbauen für viele Bildungs- und damit Zukunftschancen", kritisierte Quanz.

3.Die CDU-geführte Landesregierung wolle zurück in den ideologischen Schulkampf der 70er-Jahre und die Vielfalt des hessischen Bildungswesens zerschlagen. Der vorgelegte Entwurf zur Änderung des Schulgesetzes sieht vor, dass ein Schulträger auf seinem Gebiet für die Jahrgangsstufen 5 und 6 schulformbezogene Eingangsklassen schaffen muss. Dort wo ein bisher gut funktionierendes System von Förderstufen und integrierten Gesamtschulen flächendeckend angeboten wird und auch auf breite Akzeptanz der Schulgemeinden stößt, soll nunmehr vom Land verordnet ein neuer Schulkampf initiiert werden.

"Wie Mitte der 70er-Jahre soll erneut eine Debatte aufbrechen über unsere Schulsysteme. Das ist aus zwei Gründen besonders zu kritisieren: Erstens will nur eine kleine Minderheit in der Bevölkerung diese Diskussion, zweitens weisen Untersuchungen darauf hin, dass die Frage der Schulsysteme für die Qualität unserer Schulen von nachrangiger Bedeutung ist. Die CDU-Ministerin führt hier einen Schulkampf von vorgestern. Gegen das Votum der Schulkonferenz, und damit gegen das Votum der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Eltern und der Schüler, soll nunmehr der Schulträger -auch gegen seine eigene Überzeugung – an bestimmten Schulen ab Klasse 5 Schuländerungen beschließen."

"Dies lehnen wir entschieden ab, wir respektieren die Entscheidungsfreiheit der Schulen und der Schulträger. Wir brauchen keine neuen ideologischen Kämpfe um das Schulsystem, wir brauchen eine Diskussion über Qualität von Schule und darüber, welche Antworten unsere Schulen geben müssen für die heutige Schülergeneration. Genau diese Fragestellung ist jedoch nicht die Arbeitsgrundlage dieser Landesregierung. Ihr geht es nicht um Reformen, die die Qualität unserer Schulen sichern und verbessern. Ihr geht es darum, längst geschlagene Schlachten noch einmal zu schlagen," schlussfolgerte Quanz.

Dieses Gesetz und die darin vorgesehen Änderungen sollten am besten im Papierkorb der Geschichte landen, bevor sie unsere schulische Entwicklung weiter zurück werfen.

"Wir müssen unsere Schüler fit machen für das neue Jahrhundert. Deshalb führt die SPD eine Diskussion darüber und macht Vorschläge, wie wir unsere Schulen qualitativ weiter entwickeln und verbessern können. Die CDU-geführte Landesregierung belebt dagegen noch einmal die Schulkämpfe der Vergangenheit und leitet Maßnahmen ein, die unsere Schulen statt in die Zukunft zurück in die Vergangenheit führen. Wir haben den jüngsten Ministerpräsidenten in Deutschland und der macht die älteste Bildungspolitik ", fasste Quanz seine Kritik zusammen.