Dabei befinde sich der Arzt in einer schwierigen Situation: Sowohl das Nichterkennen als auch die falsche Unterstellung einer Misshandlung seien eine Katastrophe. "Angesichts der anhaltend hohen Dunkelziffer kommt den Ärzten hier eine große Verantwortung zu", so Spies. Auch spielten sicher psychologische Hemmnisse und verbreitete Unsicherheiten über die Grenzen der ärztlichen Schweigepflicht eine Rolle. "Aber Fälle, in denen sich angeblich Säuglinge mit dem Bügeleisen ein Loch in den Schädel schlagen, sollten zumindest Nachfragen zur Folge haben", so Spies weiter.
"Eine Verbesserung wäre es, wenn die erstbehandelnden Ärzte so weitergebildet würden, dass sie Kindesmisshandlungen mit hoher Sicherheit erkennen", so Spies. Dies sei nicht einfach, aber nach Auskunft kompetenter Rechtsmediziner durchaus lernbar, mit zumutbarem Aufwand. "Eine mögliche Alternative wäre ein entsprechender Konsiliardienst für Zweifelsfälle", so Spies weiter.
Um einer sachgerechten Lösung näher zu kommen, hat die SPD-Fraktion im hessischen Landtag einen entsprechenden Bericht zur entsprechenden Ausbildung all der Ärzte beantragt, die tatsächlich verletzte Kinder als erste sehen. "Wenige Spezialeinrichtungen nützen da kaum etwas, der Praktiker vor Ort stellt die Weichen", so Spies weiter. Diesen dürfe man nicht allein lassen, sondern müsse geeignete Hilfen an die Hand geben, "im Dienste der Kinder, aber auch der Ärzte selbst", so Spies weiter.