"Wir halten die Initiative der Landesregierung für richtig. Berufsakademien in staatlicher Anerkennung gehören in die Bildungslandschaft Hessens, genauso wie Universitäten, Fachhochschulen und Kunsthochschulen. Sie ermöglichen es Unternehmen und Wirtschaftsinitiativen eine wissenschaftsnahe Ausbildung anzubieten. Wir stellen uns somit auch der Konkurrenzsituation anderer Länder. Allerdings ist das Gesetz nicht für die Ewigkeit. Deshalb beantragen wir, dass die Landesregierung schon nach vier Jahren dem Landtag einen Bericht über die Entwicklung der Berufsakademien vorlegt, um dann einem notwendigen Novellierungsbedarf Rechnung tragen zu können", sagte der Wissenschaftspolitischen Sprecher der SPD Landtagsfraktion, Michael Siebel, heute anlässlich der Beratung des Berufsakademiegesetzes in Darmstadt.
Damit trage die SPD-Fraktion den auch kritischen Stellungnahmen von Vertretern der Industrie- und Handelskammern aber auch Firmen aus bestimmten Regionen Hessens Rechnung, die erweiterte Vorstellungen zu den Berufsakademien im Rahmen der parlamentarischen Anhörung vorgetragen hatten. "Wir wollen, dass das Gesetz jetzt schnell auf den Weg gebracht wird, deshalb unsere Zustimmung. Allerdings müssen die nächsten vier Jahre genutzt werden, um Schwachstellen auszuloten und dann entsprechende Veränderungen vorzunehmen", so Siebel.
Einigkeit besteht zwischen Opposition und Regierung auch darüber, dass eine finanzielle Unterstützung institutioneller Art in Hessen nicht erfolgt. Das Gesetz legt lediglich den Rahmen für die Anerkennung von Berufsakademien fest. Somit wird den Wirtschaftsunternehmen ein Höchstmaß an freier Gestaltung gewährleistet. Gewisse Standards in der Ausbildung müssen sichergestellt sein. "Wir begrüßen den heute vorgestellten Änderungsantrag der Regierungsfraktionen, in dem großzügige Übergangsfristen geschaffen werden".
Mit der Verabschiedung des Berufsakademiegesetzes verspricht sich Siebel auch eine Belebung des Wettbewerbs zwischen den Fachhochschulen. Der bereits eingeschlagene Weg der Schaffung kooperativer Studiengänge zwischen Wirtschaftsinitiativen und Fachhochschulen müsse weiter gegangen werden. Vorbildliche Angebote seien bereits an den Fachhochschulen in Darmstadt, Wiesbaden und Friedberg-Gießen entwickelt worden. Diese Fortentwicklung sei auch deshalb notwendig, weil Berufsakademien keine Hochschulen sind. Die unterschiedlichen Bildungsgänge dürften nicht, beispielsweise durch eine Vergabe von Diplomgraden verwechselbar gemacht werden. Wohl müssen aber Studienangebote aufeinander aufbaubar sein und sich ergänzen.
Mit der endgültigen Verabschiedung des Gesetzes wird noch vor der Sommerpause gerechnet.