"Das bloße Auswechseln von Türschildern ist eben keine Reform. Nahezu alle Landräte lehnen diese Reform ab. Mit dieser Neuorganisation kommt es zu einer Splitterung von Behördenzuständigkeiten. Statt weniger Bürokratie wird es zukünftig mehr Bürokratie geben. Alle unsere Bedenken sehen wir bestätigt." Als schweren Fehler bezeichnete Rudolph, dass die Aufgaben der Dorferneuerung zur Hauptabteilung Kataster zugeordnet worden seien. Eine Vernetzung mit der kommunalen Regionalpolitik werde so nahezu unmöglich gemacht.
"Das von der SPD befürchtete Verwaltungschaos ist leider eingetreten. Aufgrund der schlampigen Gesetzgebung kommt es im Bereich der Dorferneuerung dazu, dass nahezu 50 Millionen DM Fördermittel und über 2.000 Bewilligungsbescheide derzeit nicht verteilt werden können, weil es keine Stelle gibt, welche die Mittel auszahlen kann. Die hierfür vorgesehenen Investitionsbank hat mit dem Land Hessen noch keinen Vertrag für die Übernahme der Fördergeschäfte abgeschlossen. Das bedeutet, dringend notwendige Investitionen gerade auch für den Klein- und Mittelstand können nicht durchgeführt werden. Die Landesregierung betätigt sich somit in diesem Bereich als ein Verhinderer von Investitionen."
Auch andere Bereiche dieser sogenannten Verwaltungsreform seien kontraproduktiv, viele Zuständigkeiten ungeklärt. "Zuständigkeiten des alten Landesamtes werden auf die Ebene der Ministerien hochgezogen, statt sie auf untere Verwaltungsebenen zu delegieren. Die Fachaufsicht für den Bereich des alten Landes-amtes für Regionalentwicklung soll eigentlich bei den Regierungspräsidien ange-siedelt werden, das Personal hierfür ist jedoch nicht den RPs, sondern den Ministerien zugeordnet worden. Eine völlig unsinnige Maßnahme."
"Es ist erschreckend, wie dilettantisch die Landesregierung mit einem so wichtigen Verwaltungsbereich umgegangen ist", bemängelte Rudolph. "Die Zerschlagung des Einheitsforstamtes ist ein weiterer Fehler. Auch in diesem Bereich ist die Verwaltung nahezu handlungsunfähig."
Es bewahrheite sich damit die von vielen Experten geäußerte vernichtende Kritik an diesem Reformvorhaben. Ausbaden müssten dies nun die Bürger und Kommunen, die auf Bewilligungsbescheide warteten.
Rudolph forderte die Landesregierung auf, die unsinnigsten Regelungen dieser Organisationsänderung aufzuheben und endlich den Sachverstand der Landräte in die Überlegungen einzubeziehen, damit wenigstens die schlimmsten Verfehlungen korrigiert werden könnten.