Die hessische Kultusministerin plant eine grundlegende Änderung der Oberstufenstruktur, die vor allem die Abschaffung der zwei fünfstündigen Leistungskurse und die Einführung von vierstündigen "Leistungsfächern", die durchgehend und verbindlich gewählt werden müssen, zum Ziel habe. Außerdem solle die Zahl der Prüfungsfächer im Abitur auf fünf erhöht werden. Darüber hinaus will die CDU, dass ab 2005 flächendeckend in Hessen Abitur nur noch nach zentralen Vorgaben abgeprüft werden soll. "Landesabitur" werde dies in der öffentlichen Diskussion genannt, weil der Koalitionspartner FDP den Begriff "Zentralabitur" noch scheue.
"Dass in der Regierungskoalition viele am liebsten sehr rasch und flächendeckend die Schulzeit bis zum Abitur auf 12 Jahre verkürzen würden, macht ihr Bekenntnis zu mehr Qualität nicht gerade glaubwürdiger, denn ihr Grundkonzept, in kürzerer Zeit mehr abfragbares Wissen zu vermitteln, wird den Ansprüchen einer modernen, guten Schule längst nicht mehr gerecht", sagte Dörr.
Die Diskussion, die vor Jahren zur reformierten Oberstufe geführt habe, habe darauf abgezielt, Talente und Begabungen aufzuspüren, bildungsrelevante Interessen zu fördern, auf die einzelnen Schülerinnen und Schüler bezogene, vertiefte Allgemeinbildung zu vermitteln. Es ginge also grundsätzlich um die bessere Nutzung der Bildungspotenziale von Schülerinnen und Schülern und damit natürlich auch um Chancengleichheit, so Dörr.
Die vorgesehenen Änderungen der Oberstufenstruktur dagegen führe schon mittelfristig zurück in die Zeit, in der es in der Oberstufe für Schülerinnen und Schüler lediglich die Wahlmöglichkeit für einen bestimmten (meist naturwissenschaftlichen oder sprachlichen) Zweig gegeben habe. Das sei einfach zu organisieren und obendrein billig gewesen, aber eben zu wenig an den Interessen und Begabungen orientiert und vor allem im Hinblick auf die notwendige Hinführung zum wissenschaftlichen Arbeiten völlig unzureichend. Deshalb habe man dieses System reformiert und gerade auch im Zusammenhang mit den sich über sinnvolle Programmarbeit profilierenden Einzelschulen immer bessere Ergebnisse erzielt.
"Dies gilt es, zusammen mit Verbänden, Eltern und Schülervertretungen gegen die Hessische Landesregierung zu verteidigen", betonte Dörr abschließend.