Die SPD-Fraktion im Hessischen Landtag fordert in dem Grundsatzpapier ein hessisches "Aktionsprogramm für eine solidarische Aufgabenverteilung zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Familie und Gesellschaft" vier Schwerpunkte für eine ressortübergreifende Familienpolitik:
1. Bedarfsgerechter Ausbau eines flächendeckenden, flexiblen, am Lebensalltag der Familien orientiertes Kinderbetreuungsangebote zur Ergänzung und zur Entlastung der privaten Erziehungsarbeit</b>
"Weit über die 12 Mio DM Landesmittel für das Sofortprogramm hinaus müsse das Landesengangement im Betriebskostenbereich zur Entlastung der Träger erhalten bleiben", so die SPD-Politiker. Die Rolle des Landesjugendamtes dürfe gerade jetzt nicht kleiner, sondern müsse größer gemacht werden. Landespolitische Verantwortung müsse dort gezeigt werden, wo es gelte, die Infrastruktur und Kompetenzen des Landesjugendamtes zur zukunftsorientierten Jugendhilfeplanung im Bereich Kitabetreuung einzusetzen. "Hier darf nicht auf Ressortgrenzen gepocht werden, wie dies die Kultusministerin tut", führten die Landtagsabgeordneten aus.
2. Die Entwicklung der Schule zur familienorientierten Ganztagsschule</b>
Besonderen Wert legten die beiden SPD-Politiker auf die Entwicklung einer familienorientierten Ganztagsschule. Dazu seien die Grundschulen mit festen Öffnungszeiten der richtige Einstieg gewesen. Ziel der Sozialdemokraten ist, die betreute Grundschule generell einzuführen und in den nächsten Jahren in großen Schritten zu einer Ganztagsschule auszubauen, die nach der Grundschulstufe auch die Sekundarstufen I und II erfasst. "Dabei soll die Ganztagsschule nicht die Fortsetzung des heutigen Unterrichts mit verlängerten Zeiten sein, sondern sich gegenüber den gesellschaftlichen Veränderungen öffnen und in Zukunft noch schneller auf die neuen Herausforderungen einstellen und reagieren können", sagten die SPD-Politiker. Nur so könne mit Hilfe der Ganztagsschule gewährleistet werden, dass endlich auch wieder Bildungschancen für alle eröffnet werden.
3. Eine deutliche familienpolitische Initialzündung für eine stärkere Familienorientierung der Arbeitswelt</b>
"Eine Personalpolitik, die konsequent auch Männer und Frauen mit Familienpflichten fördert, benötigten nicht nur die Familien dringend. Eine solche Personalpolitik ist auch volkswirtschaftlich unter der zukünftigen Entwicklung des Arbeitsmarktes geboten", so Bökel und Pauly-Bender. Hier sei die Landespolitik entschieden anders gefordert, als sich auf die Ankündigung des bereits von der Familienenquete vorgeschlagenen Familien-Audit zurückzuziehen. Die Landespolitik als öffentlicher Arbeitgeber müsse mit einer familienorientierten Personalpolitik Farbe bekennen und sie sei generell als Initiator eines landesweiten Benchmarking beispielgebender personalpolitischer Maßnahmen bei Arbeitgebern des öffentlichen und privaten Sektors gefragt. "Volkswirtschaftlich macht es nur Sinn, wenn Familienarbeit nicht die Entfaltung der gut motivierter und teuer ausgebildeter Arbeitskräfte ausbremst", meinten die SPD-Politiker.
4. Mobilisierung und Stärkung des Engagements von Vätern</b>
"Was in Norwegen und Amerika möglich ist, muss auch vom hochentwickelten Hessen erwartete werden. Viele Väter erwarten heute von ihren Arbeitgebern, als männliche Arbeitnehmer nicht diskriminiert zu werden, wenn sie Interesse an Familie zeigten", unterstrichen Bökel und Pauly-Bender. Neue Familienstrukturen, die Durchsetzung der Müttererwerbstätigkeit, veränderte Arbeitszeiten und verlängerte Berufswegezeiten verlangten dringend nach neuen familienpolitischen Überzeugungs-, Anreiz- und Lenkungsprogrammen zur Unterstützung einer solidarischeren Arbeitsteilung zwischen Vater und Mutter.
Als Fazit erklärten die SPD-Abgeordneten: "Kinder haben die größten Chancen bei Eltern, die sich gesellschaftlich, sozial und beruflich nicht abgeschnitten fühlen müssen. Die Familienpolitik des Landes Hessen muss hier ihren Schwerpunkt setzen. Das Gekleckere und Verschieben auf die Kommunen, welches die augenblickliche Landesregierung betreibt, erweist der Zukunft des Landes Hessen als moderner Wirtschaftsstandort einen Bärendienst!"