Fuhrmann: Das Ladenschlussgesetz ist ein Arbeitsschutzgesetz

Fuhrmann wies darauf hin, dass eine ganze Reihe von Argumenten gegen eine weitere Aufweichung des Ladenschlusses spreche. Als Beispiel nannte sie den ÖPNV. Schon jetzt seien die Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr in den Abendstunden sehr dünn. Die Zeiten vom Arbeitsort zum Wohnort verlängerten sich durch rar werdende Anschlussverbindungen. "Bevor den Beschäftigten des Einzelhandels längere Arbeitszeiten aufgebrummt werden, müßte der ÖPNV konsequent ausgebaut werden", sagte Fuhrmann.

Die Abgeordnete betonte, dass schon jetzt die Kinderbetreuung in den Abendstunden und am späten Nachmittag nicht gewährleistet sei. "Besonders alleinerziehende Mütter werden benachteiligt, wenn die Ladenöffnungszeiten noch weiter ausgedehnt werden. Es kann nicht jede und jeder auf ein familiäres Netz zurückgreifen um die Kinder auch in den späten Abendstunden unterzubringen."

Eine zusätzliche Belastung für die Angestellten sei, dass sie dann arbeiten, wenn ihre Familie und Freunde bereits Feierabend hätten. "Sie können ihre Zeit nicht wie andere einteilen, sie sind darin weniger frei. Und damit verlieren sie eine gehörige Portion Lebensqualität. Dass es diesen Verlust an Lebensqualität für gesellschaftlich notwendige Arbeit z.B. in Krankenhäusern bereits gibt, darf doch nicht heißen, dass wir es allen zumuten", sagte Fuhrmann.

Die Beschäftigten im Einzelhandel müssten heute schon mit ihrer Arbeitszeit eine mögliche Ladenöffnungszeit von 80 Stunden abdecken. Fuhrmann: "Sie gehen ein erhebliches gesundheitliches Risiko ein, denn es ist unstrittig, dass stark unregelmässige Arbeitszeiten zu gesundheitlichen Schäden führen können. Für mehr als ein Drittel der Beschäftigten ändern sich die Arbeitszeiten von Woche zu Woche."

Die ökonomische Begründungen für eine Aufweichung des Ladenschlusses seien unzutreffend, kritisierte die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. "Es gibt keine Umsatzsteigerung. Die Erwartung, durch längere Ladenöffnungszeiten ließen sich höhere Umsätze erzielen, hat sich nicht bestätigt. Im Gegenteil sind die Umsätze im Einzelhandel schon seit Anfang der 90er Jahre stagnierend oder sogar rückläufig. Den Verbrauchern fehlt nicht die Zeit sondern meistens das Geld zum einkaufen. Eine weitere Verlängerung der Ladenöffnungszeiten führt zu mehr Konzentration auf der Grünen Wiese und zu Nachteilen für den kleinen Einzelhandel."

"Und es entstehen auch keine zusätzlichen Arbeitsplätze. Vor der Reform des Ladenschlussgesetzes 1996 rechnete die damalige konservative Bundesregierung mit zusätzlichen 50.000 – 55.000 Arbeitsplätzen. Die Gutachten von ifo und sfs (Sozialforschungsstelle Dortmund) aus dem Jahre 1999 haben gezeigt, dass diese Zahl völlig aus der Luft gegriffen war. Denn seit 1996 sind im Einzelhandel Arbeitsplätze in einer Größenordnung von sechs Prozent abgebaut worden."