Walter verwies auf die Berichterstattung des "Spiegel" von heute, wonach Reischmann bestätigt habe, dass Franz Josef Jung die geheime Geldquelle in der Schweiz "selbstverständlich gekannt" habe. "Diese Darstellung ist angesichts der Tatsache, dass unter Jungs Verantwortung Schwarzgeld mit vollen Händen ausgegeben wurde – beispielsweise für die Anschaffung einer neuen Landesgeschäftsstelle – plausibler, als alles was Jung dazu sagt."
Die monatliche Unterschlagung von 6000.- DM aus der Fraktionskasse durch den untreuen Buchhalter Reischmann werfe die Frage auf, mit welcher unglaublichen Verantwortungslosigkeit Jung sein Amt als Parlamentarischer Geschäftsführer ausgeführt habe. Auch der offensichtlich freie Zugang Reischmanns auf unterschriebene Blankoschecks stelle dem Verantwortungsbewusstsein Jungs – damals Generalsekretär der Union – ein miserables Zeugnis aus. "Reischmann war für die CDU aus vielen Gründen gefährlich. Er wusste nachgewiesener Maßen vom Schwarzgeld in der Schweiz und kannte die Mitwisser, er hat sich allem Anschein nach daraus bedient und hätte – im Falle einer Gerichtsverhandlung – die glasklare Mitverantwortung von Franz Josef Jung offenbart. Deshalb wurde auf eine Strafanzeige verzichtet", sagte Walter.
Jung bleibe bislang jede Erklärung schuldig, wie ohne sein Wissen die Unterschlagung bei der Fraktion aus Schwarzgeld ausgeglichen werden konnte. "Jung kannte als erst kurz vorher ausgeschiedener Generalsekretär die Finanzlage der hessischen CDU – er musste wissen, dass die Partei dieses Geld regulär nicht hatte, zumal sie ja selbst eine Unterschlagung von rund 1,9 Millionen verkraften musste. Jung wusste wie wahrscheinlich alle handelnden Personen einschließlich Roland Koch, dass der Schaden nur aus einem geheimgehaltenen Vermögen ausgeglichen werden konnte."
Jung habe bislang auch nicht widerlegen können, dass er vor dem Berliner Untersuchungsauschuss gleich mehrfach die Unwahrheit gesagt hat.