Walter und von Plottnitz: Hat CDU brisante Akten vernichtet? "Es ist aktenkundig, dass Weyrauch insgesamt vier Berichte gefertigt hat. In den beiden Berichten, die inzwischen den Medien bekannt geworden sind, steht, dass der Auftraggeber – die hessische CDU – jeweils eine Ausfertigung erhält. Wenn die CDU heute behauptet, keine Reischmann-Akten zu haben, dann kann das nur bedeuten, dass diese Berichte vernichtet worden sind, weil sie wichtige Beweisstücke im CDU-Schwarzgeldskandal sind", sagten am Donnerstag der Obmänner von SPD und Grünen im Untersuchungsauschuss, Jürgen Walter und Rupert von Plottnitz.
"Roland Koch muss jetzt endlich selbst eine Erklärung zu diesen dubiosen Vorgängen abgeben", forderten die Abgeordneten. Offensichtlich hätten in der hessischen CDU-Zentrale Zustände wie im Bonner Kanzleramt geherrscht, in dem ja mit Friedrich Bohl auch ein führender CDU-Politiker aus Hessen das Sagen gehabt habe.
Die Darstellung, der CDU, wonach Roland Koch den Bericht aus dem April 1999 gar nicht kenne, verwiesen Walter und von Plottnitz ins Land der Märchen. Schließlich habe Koch bei seiner Pressekonferenz am 8. Februar Fakten aus diesem Bericht veröffentlicht. So habe er die Summe der bei Reischmann "zurückgeholten" Gelder mit 550.000 DM beziffert. Diese Zahl stamme offensichtlich aus dem 99er Bericht. Und auch von Koch erwähnte Details zur Ferienwohnung in Hindelang, die von Reischmann in den Besitz der CDU übergangen ist, zum Beispiel deren Unverkäuflichkeit, seien offensichtlich erstmals in dem Weyrauch-Bericht von April 1999 aufgetaucht. "Die Darstellung der CDU passt wieder einmal überhaupt nicht mit der Wirklichkeit überein."
Der Verdacht der gezielten Aktenvernichtung beweise erneut, wie wichtig es sei, die bei der Staatsanwaltschaft befindlichen Akten für die Arbeit des Schwarzgeld-Untersuchungsausschusses zu sichern.
Walter und von Plottnitz wiesen darauf hin, dass die CDU immer noch Antworten auf zentrale Fragen beim Thema Reischmann schuldig sei. "Es gibt vor allem keine plausible Antwort auf die Frage, warum Roland Koch vor dem Berliner Untersuchungsauschuss den falschen Eindruck erweckt hat, wonach die Affäre Reischmann bereits 1993 abgeschlossen gewesen sei."