Clauss: Koalition der Drückeberger

Um Roland Koch müsse es im Kabinett immer einsamer werden. "Inzwischen hat er drei Minister bei Landtagsdebatten im Regen stehen lassen: Jung, Wagner, Bouffier. Er weiß, dass alle drei untragbar sind, und nur im Amt bleiben, weil seine Mehrheit von deren Stimmen abhängt", so Clauss. Die demonstrative Abwesenheit Kochs in der aktuellen Stunde diene dazu, für das offensichtliche Fehlverhalten Jungs nicht in Mithaftung genommen zu werden. "Diese Kalkulation geht nicht auf – der Minister-präsident trägt die politische Verantwortung dafür, dass sein engster Mitarbeiter und persönlicher Freund trotz völliger Unglaubwürdigkeit noch immer im Amt ist."

Die FDP scheue inzwischen jeden öffentlichen Schulterschluss mit dem krisengeschüttelten Koalitionspartner, beteilige sich allerdings im hessischen Untersuchungsauschuss an der Blockadestrategie der Union. "Während die FDP in Berlin durch kritische Fragen aufgefallen ist, übt sie sich hier in Duckmäusertum", sagte Clauss. Von ihrem auf dem Rotenburger Parteitag bekräftigten Anspruch auf Aufklärung habe sich die FDP weit entfernt.

Im übrigen hätten sogar die Redner der CDU kein Wort zum peinlichen Auftritt Jungs in Berlin verloren, sondern versucht, davon abzulenken.

Dass Franz Josef Jung selbst das Wort nicht ergriffen habe, erkläre sich wahrscheinlich dadurch, dass er sich die Vernehmung vor dem Berliner Untersuchungsauschuss in der vergangenen Woche gar nicht mehr erinnern könne.