Die bisherige Darstellung über die Kenntnis Seitz" von den schwarzen Konten hält Walter für extrem unglaubwürdig. "Hier wird massiv gelogen, die Frage ist nur: Wer lügt?" Walter erinnerte daran, dass Ministerpräsident Koch am 16. Dezember im Landtag sagte: "Nach Befragung aller, die damit zu tun haben und damit zu tun gehabt haben, durch den Generalsekretär gibt es keine Buchungen, Zahlungen und anderes außerhalb der ordnungsgemäß geprüften Buchführung der hessischen CDU."
Zu dieser Aussage gibt es nach Walters Ansicht viele Fragen, denn spätestens am 1. Dezember habe der ehemalige CDU-Landesgeschäftsführer Seitz nach eigener Darstellung von einem Schwarzkonto erfahren und von Rechnungen, die daraus beglichen wurden. "Hat also Seitz den CDU-Landesvorsitzenden angelogen und seine Kenntnis bestritten? Oder hat Koch gar nicht alle "die damit zu tun gehabt haben" befragen lassen? Oder hat Seitz seinem Nachfolger Müller die Wahrheit gesagt, aber der hat Roland Koch belogen? Oder wusste Roland Koch alles und hat den Landtag belogen – mit derselben Lüge, die er am 10. Januar Journalisten präsentiert und anschließend eingestanden hat?", fragt Walter. "Für uns ist nicht vorstellbar, dass ein enger Mitarbeiter den Landesvorsitzenden derart ins offene Messer laufen lässt." Diesem Komplex komme auch im Untersuchungsauschuss große Bedeutung beim.
Dass der frühere CDU-Landesgeschäftsführer Siegbert Seitz bei einem anderen Punkt auf jeden Fall gelogen haben muss, ergibt sich aus den Unterlagen. Am 8. Dezember verkündete die CDU, Seitz und der frühere Generalsekretär Franz-Josef Jung hätten sich stets an die Vorgabe gehalten, auf eine ordnungsgemäße Finanzführung zu achten. Sie hätten dies auf Nachfrage nochmals bestätigt. Und weiter heißt es: "Auch sind ihnen keinerlei Hinweise für Zahlungsvorgänge außerhalb der Buchführung jemals bekannt geworden." In Kochs Abschlussbericht steht hingegen: "Herr Seitz legte auf Befragung gegenüber dem Generalsekretär dar, dass Prinz Wittgenstein während seiner Amtszeit auf Anforderung zur Finanzierung zusätzlicher Aufwendungen der CDU bereit und in der Lage gewesen sei. Er, so Seitz weiter, sei davon ausgegangen, dass diese Beträge entweder von Prinz Wittgenstein privat oder durch Übergabe von Rechnungen an Sponsoren bezahlt worden seien."
Das heißt nach Walters Interpretation nichts anderes, als dass Seitz von Zahlungsvorgängen außerhalb der Buchführung etwas wußte. "Herr Seitz wusste zumindest davon, dass massive Verstöße gegen das Parteiengesetz erfolgten. Wir Sozialdemokraten glauben nicht, dass er davon seinen Landesvorsitzenden nicht in Kenntnis gesetzt hat", sagte Walter.